Johannes Lepper stellt im Gasometer mit der Verschmelzung eines TV-Filmes von Fellini und Büchners "Dantons Tod" die Ideale der französischen Revolution auf den Prüfstand. Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit verkommen
Georg Büchner wusste, was der deutsche Dramatiker Heiner Müller knapp 200 Jahre später in seinem sprachgewaltigen Stück "Der Auftrag - Erinnerung an ene Revolution" ernüchtert bilanzierte: bis in die heutigen Tage ist jedwede Revolution, auch die französische, letztlich gescheitert. Deren Ideale stellt Intendant Johannes Lepper ab Samstag, 13. Oktober, im Gasometer auf den Prüfstand. "Freiheit! Gleichheit! Brüderlickeit!" nennt er seine Inszenierung, die beim ersten Außenprojekt des Theaters der letzten Lepper-Spielzeit Georg Büchners "Dantons Tod" mit Federico Fellinis später TV-Produktion "Die Orchesterprobe" verwebt.
Da besucht ein Journalist eine Orchesterprobe, die Musiker sprechen über ihre Vorlieben, ihr besonderes Verhältnis zu den Instrumenten. Sie sind unkonzentriert, ergehen sich in kleinen Streitigkeiten, Eifersüchteleien. Schließlich kommt es zur Revolte gegen den Chef, die Musiker lehnen sich auf gegen die Autorität der Musik und des Dirigenten, der sich zunächst zurückzieht, irgendwann aber die Macht zurückgewinnt: Und unter seiner Knute spielen die Musiker wieder.
Mit diesem Aufakt, so Dramaturg Harald Sänger, wolle man auf die französische Revolution verweisen, die vielleicht eine der größten Zäsuren der Menschheitsgeschichte gebracht habe. Die Musiker spielen die Revolution zu Texten von Geoprg Büchner. Als Abgesang auf die Revolution mit ihren verratenen Idealen. Zwei Haupt-Antipoden gibt es, Robespierre und den genusssüchtigen revolutionären Pragmatiker Danton. Dazu gesellen sich das nach Brot schreiende Volk und die Guillotine.
Johannes Lepper will den Gasometer nutzen als Katalysator für die Differenzwelten. Frei zu sein sei eine Tugend der westlichen Welt, beim Gleichsein sehe das schon tragischer aus, wenn man etwa an das Lohngefüge denke. Noch spannender stelle sich das mit der Brüderlichkeit da: "Wir müssen lernen, miteinander umzugehen. Wenn wir das mit der Brüderlickeit nicht in den Griff bekommen, werden wir bald am Ende sein."
Fellini/Büchner im Herbst des Gasometers. Für die rund zweistündige Aufführung (+ x, eine Pause) in dem Industriemonument sollte sich das Publikum rüsten. Es gibt zwar Sitzkissen, aber der sich jetzt wirklich herbstlich gebährende Herbst lässt auch den Einsatz von wärmender Kleindung nicht unklug erscheinen.
Für die Premiere übrigens gibt es keine Karten mehr. Für die nächsten Vorstellungen - 14., 16., 21., 23. und 25. Oktober (jeweils 19.30 Uhr) - sind noch Restkarten erhältlich, unter Tel: 8578 184 oder www.theater-oberhausen.de Am 27. Oktober gibt es dann eine lange Büchner-Nacht mit "Leonce und Lena" um 17 Uhr im Großen Haus, "Freiheit! Gleicheit! Brüderlichkeit!"um 21 Uhr im Gasometer und einer "Woyzeck"-Lesung um 24 Uhr in der Rauchbar.