Werbung hat ihren Preis. Und wenn's die Nerven sind. Fragen Sie nach bei Stefan Opgen-Rhein. Fünf Abende lang hat er in dieser Woche in seiner Küche im Sparkassen-Gebäude an der Wörthstraße den Löffel abgegeben. An fünf Hobby-Köche, die partout ins Fernsehen wollten.

Fünf Tage stand der 40-Jährige dabei im wahrsten Sinne der Worte „Unter Volldampf”. So heißt das TV-Format, das werktags um 19.50 Uhr auf VOX durchschnittlich rund eine Millionen Zuschauer in seinen Bann zieht und mitunter zum Ehekrach führt – weil mal wieder die Tagesschau verbruzzelt ist.

„Heute hätte ich kein Gel für meine Haare benötigt, die stehen auch so”, sagt Opgen-Rhein. Fürs Fernsehen scheint er wie geschaffen. Starke Worte und ein Outfit, das irgendwo zwischen Pumuckl und Campino einzuordnen ist. Tote Hose passt, der dritte Drehtag, der im Fernsehen vermutlich am 20. Januar zu sehen sein wird, ging ziemlich daneben.

Aus Sicht des Profis. „Ihr seid heute wie eine Elefantenherde durch die Küche getrampelt, das muss morgen besser werden, sonst reiß ich euch die Fott auf.” Aber auch aus Sicht der 20 „Versuchskaninchen”, die im Gastraum das 60-Euro-Menü bewerten. „Hätte ich das bezahlen müssen, wäre ich stinkig”, sagt ein Testesser.

Aber klar, das Essen zahlt niemand. Das Risiko ist halt groß, wenn Amateure in einer Profiküche nicht für vier, sondern für 20 Gäste kochen müssen. Und der Zauberstaub gern einmal die Größe eines Presslufthammers annimmt.

„Unter Zeitdruck zu kochen ist eine schwierige Kiste”, beschreibt Opgen-Rhein die zweite große Hürde für die Kandidaten, die wenig später prompt gerissen wird. Von Guido Wache (38) aus Mülheim. Der selbstgeräucherte Lachs (tolles Aroma!) des Polizeibeamten landet samt pampigen Nudeln und Weißweinsoße kalt auf dem Tisch.

Besonders mutig gibt sich der Oberhausener Jens Bruckmann. Der 36-Jährige, dessen Leidenschaft fürs Kochen beim Fernsehen entbrannt ist, serviert Kalbsbries an Salbeibutter mit Chicoree. So speziell, dass die meisten Gäste schon vorher ins Grübeln kommen, was sie da überhaupt essen sollen. „Das habe ich beim Italiener gegessen und solange nachgekocht, bis es prima war”, sagt der Lagerleiter bei Mercedes Kramer.

Bruckmann hatte sich vor drei Monaten via Internet für die Sendung beworben. Im weiteren Verlauf der Woche will er noch mit einer Königshardter Rindfleischsuppe punkten – mit Weißwein, Soja-Sauce, Senf und Knoblauch. „Bammel habe ich nur vor dem Service.”

Das gilt auch für Krankenschwester Astrid Liesenklas aus Kirchhellen. Die 31-Jährige wurde von der Produktionsfirma zur Teilnahme aufgefordert. Hatte sie doch erst im März das „Perfekte Dinner”, den zweiten VOX-Koch-Klassiker, gewonnen (werktags 19 Uhr) und sich dabei nicht nur als gute Köchin, sondern auch als telegen erwiesen.

Gehen dem Sender gar die Kandidaten aus? „Wir drehen heute im 114. Restaurant und gehen ins dritte Jahr”, sagt Aufnahmeleiter Axel Reiter. Die Chancen für Interessierte sind derzeit wohl relativ hoch.

Kein Vergleich zum perfekten Dinner seien die Anforderungen an die Amateure, sagt Liesenklas. „Hier muss man vier Tage Gas geben.” In Oberhausen gilt das nicht. Den fünften Tag im Service hat Geschäftsführerin Susanne Wätzold (34) mit einem kleinen Wettbewerb aufgepeppt - außer Konkurrenz natürlich. Alle Kandidaten müssen nicht nur an einem Tag in der Woche servieren, sondern auch ein kleines Quiz bestehen.

Eher nicht bestanden hat an diesem Tag das Hauptgericht: Margret de Canard mit Rotweinsoße, Kastanienrotkohl und Kräuterknöpfle. Ein Tisch lässt die Entenbrust komplett nachbraten. Höchstrafe!

Zwei Tage lang hatte Opgen-Rhein über das Angebot, in Oberhausen zu drehen, nachgedacht. „Es ist eine Doppelbelastung. Unser Tagesgeschäft geht weiter. Wir geben mittags hier 200 Essen raus.”

Die Bilanz am Freitag fällt dann doch positiv aus. Am Ende der Woche hätten alle Kandidaten die Kurve gekriegt, sagt Opgen-Rhein. „Der fünfte Tag war nahezu perfekt, ich werde den Trubel vermissen.” Seine Stammgäste nicht.

Der Sieger bekommt 3000 Euro

Das Unter-Volldampf-Rezept ist einfach: In einem Spitzenrestaurant treten fünf Hobbyköche fünf Tage gegeneinander an, um ihre Koch-Künste in einer Profiküche unter Beweis zu stellen. Jeder wählt eine eigene Menüfolge: Vorspeise, Zwischengericht, Hauptspeise, Dessert. Alles ist erlaubt. Ein Tag wird als Maitre im Service gearbeitet. Die jeweils 20 Gäste, meistens Stammgäste des Restaurants, aber auch Bewerber via Internet, vergeben für jedes Gericht 1 bis 10 Punkte. Der Tagessieger erhält eine Flasche Schampus, der Wochensieger 3000 Euro.