Helmut Hoffmann restauriert auf dem ehemaligen Thyssen-Gelände an der Essener Straße Lastwagen-Klassiker - und eröffnet dort bald womöglich Deutschlands einziges Lkw-Museum.
Fünf Ringe sind olympisch, vier Ringe sind Audi, drei Ringe ineinander verschlungen: Das ist Krupp. Das Symbol der deutschen Schwerindustrie zeigt allerdings Eisenbahn-Radreifen. Helmut Hoffmann hingegen stellt zum 40-jährigen Lastkraftwagen mit dem tradtionsbehafteten Logo als Galionsfigur auf dem Kühler aus – an diesem Wochenende in Essen, vielleicht eines Tages als Deutschlands dann einzigartiges Lkw-Museum auf dem ehemaligen Thyssen-Gelände des Transportunternehmers an der Essener Straße 101.
Die drei Ausstellungsstücke spiegeln sich in der Sonne. Ein grüner Wasserspringwagen, der einstmals für die Stadt Herne Marktplätze besprenkelte; der Krupp Mustang, vorm Verschrotten gerettet und nach jahrelanger mühevoller Restaurierung im Glanze seines Glückes blühend; und dann der langhaubige Titan, in der 50ern die stärkste Maschine überhaupt mit 210 PS dank zweier einmalig zusammengeschweißter Motoren – Baujahr 52 in blau. Majestätischer geht es nicht. Wikipedia weiß: Wegen des charakteristischen Geräuschs dieses Motors („Kropp-kropp-kropp”) hieß es unter Fernfahrern seinerzeit, der Krupp Titan sei der einzige Lkw, der seinen Namen sagen könne.
Auf Vordermann gebracht hat sie alle Helmut Hoffmann. Ganz alte Schule, „sowas lernt man nicht mehr”. Er lernte es noch, bei Büssing und natürlich bei Krupp. „Andere spielen nach Feierabend Golf”, lacht der 61-Jährige so gar nicht wie ein Brummi. Er restauriert nach Feierabend seine Schätzchen, von denen mittlerweile insgesamt 800 über Hof und Hallen verteilt sind auf ca. 44 000 Quadratmetern.
Mal umgucken: ein Magirus Deutz vom Stadtreinigungsamt Münster, ausrangiert die Freiwillige Feuerwehr Kulmbach, der ausgestorbene „Bau-Bulle”, ein Scania aus Düsseldorf mit dem Schausteller-Schriftzug „Bruch & Söhne”, ein seltener Borgward anno 1954, der Hanomag Henschel oder die erste Raupe mit Lenkrad aus dem Jahre 1955. „Heute macht man das mit Hebeln.”
Schrottreif manche, bei anderen ist bloß der Simmering undicht, dort wiederum muss das hölzerne Fahrerkabinen-Chassis noch „aufgeblecht” werden, auf einem anderen zeigt die Zulassungsplakette „12/87”. Andere Aufkleber verraten: „Kohle und Heizöl” steht da zu lesen, „Fahrer mit Herz” ist noch zu entziffern.
„Kraftfahrer”, betont Helmut Hoffmann, denn Lenk- oder Kupplungshilfen gab es doch noch gar nicht. Blinker auch nicht – beinahe andächtigt betätigt er den Winker eines Kässbohrer. Der Kipplaster gehörte in den 50ern vertraut zum Straßenbild. Und das ist nicht irgendein Kipper. „Den hab ich damals selbst mit abgeholt aus Braunschweig, da war ich zehn Jahre alt.” Man kann sich vorstellen, wie stolz er war auf der mit braunem Leder bezogenen Sitzbank. Aufm Bock. Neben Vater Jacob, „der ist in den Fünfzigern schon Krupp gefahren”.
Mit 21 Jahren hatte der die Firma 1938 in Oberhausen gegründet, alle vier seiner Jungs arbeiteten hier. „Tag und Nacht wurde Kohle für die damals noch zahlreichen Zechen des Ruhrgebiets transportiert”, so schwingt in der nüchternen Selbstauskunft auch Auf- und Durchbruch mit. „Das sind ja alles Zeugen der Wirtschaftswunderzeit.”