Für die fotografisch brillante Zerlegung der Osterfelder Bruchbude gab es den Jugendförderpreis. Junge Künstler erfinden die Zukunft mit perspektivischen Visionen. Es mangelte nur an einer größeren Resonanz.
Eine Kamera kann Dinge festhalten, die einem nahe gehen, kann Situationen festhalten und Emotionen einfrieren. Daher erforderte der diesjährige Jugendförderpreis durchaus Weitblick: Die Erfindung der Zukunft. Da dies mit den Bestrebungen zur anstehenden Kulturhauptstadt 2010 harmonierte, war das plausible Motto schnell gefunden.
Junge Leute zwischen 14 und 21 Jahren wurden aufgerufen, sich zum Thema in Fotografien samt passender Bildbearbeitung auszudrücken. Ein Alter, das Bürgermeisterin Gretel Kühr bei der Übergabe der Auszeichnungen am Sonntag in der Lichtburg ein wenig ratlos wirken ließ: „Sage ich jetzt du oder Sie?” Kühr fand den Königsweg und einigte sich auf „junge Künstler”, was inhaltlich auch der Kernaussage des Wettbewerbs Rechnung trug.
Eine fünfköpfige Jury, darunter WAZ-Kulturredakteur Michael Schmitz, durfte auswählen, was bildlich aussagekräftig erschien und die Intention der Aufgabenstellung erfüllte. Das Mitmachen am kunstvollen Wettbewerb alleine nannte Kühr einen echten Gewinn: „Eine Frage kann bei den Überlegungen mitzumachen nur falsch sein: Kann ich das überhaupt?” Damit lobte die Bürgermeisterin alle Teilnehmer – für den Mut zur Kunst.
Angesichts vieler vorzüglicher Beiträge, trübte doch ein kleiner Wermutstropfen die Verleihung. Die Resonanz mit 23 Beträgen war in diesem Jahr eher schwach. Verwunderlich, angesichts der attraktiven Preise und breiten Kommunikation. Da liegt die Vermutung nah, dass der erstrebenswerte Wettbewerb an den Schulen keine ausreichende Priorität genießt. Das ist ärgerlich, zumal es auch anders geht: Junge Künstler der Anne-Frank-Realschule steuerten alleine mit zehn Beiträgen maßgeblich zur Breite des Wettbewerbes bei. Philip Mothe hat seine Chance genutzt.
Dafür hat der 16-Jährige das visionäre Motto einfach aus einer anderen Perspektive betrachtet: „Ich habe mir gedacht, dass die meisten wohl eine überwiegend positive Zukunft zeigen werden.” Philip sah genau hin, und dafür musste der Osterfelder gar nicht lange suchen. „Beim beschädigten und teilweise zerstörten Gartendom hat man schnell den Eindruck, dass es dort nach einem Abriss besser ausschauen könnte.” Dafür attestierte ihm die Jury einen hellwachen Blick auf das Geschehen in der Stadt – Platz 1. Die Kunst am Bild bleibt für Philip Mothe eine Nebenbeschäftigung. „Fotos und Bildbearbeitung sind mein Hobby.” Momentan konzentriert er sich auf seine Ausbildung zum Mechaniker.
Da kommt das Preisgeld von immerhin 800 Euro gerade recht. „Für den Führerschein.” Die Belohnung für alle Teilnehmer ist im Foyer der Lichtburg vier Wochen lang sichtbar: Die Werke können dort vom Publikum betrachtet werden. Und das nicht nur lokal: Angesichts der Kurzfilmtage wird auch manch internationaler Gast einen Blick auf die Rahmen riskieren können. Beste Werbung also für das breite Ideenspektrum junger Köpfe. Vom Kaisergarten 2010 mit Wolkenkratzerskyline im Hintergrund bis zum umgebauten Schloss mit Palmen, Pool und Eiswagen war alles dabei. Die kulturelle Vielfalt in der Stadt steht jedenfalls nicht in Flammen.