Schalttag 29. Februar beschert Karin Melzer (vierundvierzig) einen richtig tollen (elften) Geburtstag.129 Oberhausener feiern heute ihr Wiegenfest. Kaiser und Kirchenfürsten haben Schuld

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Endlich mal wieder richtig Geburtstag! Karin Melzer freut sich und feiert heute ihren elften. Für einen Kindergeburtstag ist sie mit ihren 44 Jahren aber entschieden zu alt. Klar, Karin Melzer ist ein Schalttags-Kind. Wie übrigens 129 weitere Oberhausener auch.

Am späten Nachmittag des 29. Februar 1964 tut Klein-Karin ihren ersten Schrei. Und gibt fortan ihrer Mutter, wenn auch nicht ganz ernsthaft, die Schuld, wenn's Probleme mit dem Wiegenfest gibt. In der Schule ging's los. Wenn andere Kinder sie fragten, wann sie Geburtstag habe, erzählt Karin Melzer, schallte es ihr entgegen: "Den 29. Februar, den gibt's doch gar nicht!" Aber wenn überhaupt von "Schuld" die Rede ist, wer hat sie?

Vielleicht Papst Gregor und sein berühmter Gregorianischer Kalender, nach dem wir alle leben? 1582 aus der Taufe gehoben, teilte er das Jahr in 365 Tage, fünf Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden ein. So lange braucht die Erde für ihre Reise rund um die Sonne. Dumm nur, dass diese Zahlen so krumm sind, dass sich nach vier Jahren etwas mehr als ein ganzer Tag zusätzlich ansammelt.

Eben auch Karin Melzers Geburtstag. In schaltlosen Jahren feiert sie notgedrungen am 28. Februar. Remmidemmi ist aber an zwei Tagen. "Manche gratulieren am 28. Februar, manche am 1. März. Und irgendwie stimmt's ja immer", sagt sie ein wenig resigniert. So richtig schön findet sie diese Art Geburtstag nicht. "Man fühlt sich immer so, als hätte man ihn gar nicht." Dabei könnte es auch anders sein.

Julius Cäsar hatte bereits 46 vor Christus nach Berechnungen des Astronomen Hipparchos einen Kalender erstellen lassen. Bis zu dieser Zeit war man davon ausgegangen, dass ein Jahr nur 355 Tage hat. Durch Hipparchos Rechenkünste aber kamen nun 10 Tage dazu. Auf die Monate verteilt, wurde so jeder 30 oder 31 Tage lang. Weil die wichtigsten Monate unbedingt 31 Tage lang sein mussten (gerade Zahlen galten damals als schlechtes Zeichen), blieben für den Februar nur noch 29 Tage (beziehungsweise 30 Tage im Schaltjahr) übrig.

Das aber hätte für Karin Melzer gereicht. Und ihre Leidensgenossen. Gleich zwei weitere Schalttags-Geburtstagskinder hat sie in ihrem Bekanntenkreis. Eines lernte sie im Zug kennen. "Wir haben uns über Geburtstage unterhalten." Der Einfachheit halber sagt sie in solchen Fällen, dass sie am letzten Tag des Februar Geburtstag hat. Diesmal aber schallte ihr ein fröhliches "Du auch!?" entgegen. Dass ihr diese Bekanntschaft nicht entging, hat sie wiederum einem ollen Römer zu verdanken.

Kaiser Augustus fand nämlich, dass der nach ihm benannte Monat August auch 31 Tage haben müsse. Also klaute er dem gebeutelten Februar noch einen Tag, nämlich den 29. (bzw. den 30. im Schaltjahr) und hängte ihn an seinen August. Weil aber so pro Tag diverse Minuten und Sekunden übersehen wurden, gab es im Laufe der Jahrhunderte alle 128 Jahre ein Schaltjahr zuviel. Diesem Wirrwarr machte dann später besagter Papst Gregor ein Ende. Leider blieb auch hier eine Ungenauigkeit. Die dazu führte, dass alle durch 100 teilbaren Schaltjahre ausfallen müssen . . . Aber wer will das jetzt wieder wissen. . .

Karin Melzer jedenfalls nicht. Denn die lässt es sich heute gut gehen. Schaltjahr hin oder her. Bei einem schönen Wellness-Wochenende. Herzlichen Glückwunsch.