Regionalverband Ruhr und Biologische Stationen Ruhrgebiet landen Treffer beim Bundeswettbewerb. Neue Artenvielfalt auf ausgedienten Industriegeländen pflegen und entwickeln.
Die Idee ist simpel und offenbar sehr gut: Flächen auf Industriebrachen im Ruhrgebiet, die sich die Natur nach Abzug von Kohle und Stahl zurückerobert hat, sollen geschützt und den Bürgern als Erholungsräume zur Verfügung gestellt werden. Mit diesem Konzept sind der Regionalverband Ruhr (RVR) und die Biologischen Stationen Östliches und Westliches Ruhrgebiet in die Endrunde des Bundeswettbewerbs „idee.natur – Zukunftspreis Naturschutz” vorgestoßen.
Unter den ersten zehn zu sein, will viel heißen. Immerhin hatten sich 122 Einrichtungen an der vom Bundesumwelt- und vom Bundeslandwirtschaftsministerium ausgeschriebenen Ausscheidung beteiligt. Und es könnte noch viel mehr heißen: Den Siegern des Wettbewerbs winkt Unterstützung in Millionenhöhe, um ihre Projekte in die Tat umzusetzen. Die Entscheidung fällt im kommenden Frühjahr.
Etwa 5 000 bis 10 000 ha Brachfläche kommen für das „Integrative Naturschutzkonzept in urban-industriellen Lebensräumen des Ruhrgebiets”, so die korrekte Bezeichnung des Projekts, in Frage. „Die Flächen werden regional gesucht und eingebracht”, verdeutlichte Helmut Grothe (RVR) am Dienstag am Haus Ripshorst, wo die Vorrundengewinner einen Walnussbaum pflanzten. Er – und 10 000 Euro – sind die Belohnung für den Etappensieg. Auf Oberhausen bezogen, sind die interessanten Flächen nach den Worten von Dr. Peter Keil, er leitet die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet, die Brache Vondern, das Waldteich-Gelände und der Zipfel im Gleispark Frintrop.
Als ein Beispiel für schützenswerte Industriebrachen, die es zu pflegen und zu entwickeln gelte, nannte Dr. Keil den Landschaftspark Duisburg-Nord. Kreuzkröte und Flussregenpfeifer seien Pionierarten; auf die Pfanzenwelt geschaut, herrschten trockene Magerwiesen vor. Sogar exotische Pflanzen haben sich hier angesiedelt, die Herkules-Staude etwa. Diese Flächen zählten zu den „artenreichsten in Deutschland”. Dr. Keil: „Wenn dann noch die alten Industrie-Gebäude dabei sind, macht das richtig Spaß.”
Brigitte Brosch, Projektleiterin beim RVR, stellte klar, dass es nicht darum gehe, Zäune zu ziehen. Alle Gebiete sollen der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Wenn das Projekt nun nicht den Sprung aufs Siegertreppchen schafft – und kein Geld vom Staat fließt? Ulrich Carow, RVR-Bereichsleiter Umwelt, versprach: Dann werde man gemeinsam sehen, was sich auch mit einer schmalen Kasse bewegen ließe. „In der Schublade landet es nicht.”