Grashüpfer-Kinder erobern den Wald an der Hühnerheide und lernen viel über dessen Bewohner, Nisthilfen und Umweltschutz. Nur Rehe, die ließen sich nicht blicken.
„Da ist noch ein Kasten”, ruft Robin und zeigt mit dem Finger auf einen Baumstamm. „Richtig. Der ist für Fledermäuse”, erklärt Naturschützer Fritz Lummer dem aufmerksamen Vierjährigen die selbstgebaute Niststätte. „Aber vorsichtig, du trittst den Farn kaputt”, bittet er den Jungen danach, einen Schritt zur Seite zu treten.
Was passiert im Wald? Welche Tiere gibt es hier zu sehen? Antworten auf diese Fragen suchten in der letzten Woche neun Kids aus dem Grashüpfer-Kindergarten. Mit Erzieherin Barbara Braun und den Naturschützern Fritz Lummer, Werner Rudolph und Willi Haas von der Waldschule durchforsteten sie die Hühnerheide: Rehe, die wollten sie unbedingt sehen. Bevor die Kinder aber mit Gummistiefeln und Matschhosen durch den Wald stiefeln, gibt's ein wenig Theorie. Immerhin hat die Waldschule in den letzten Jahren zahlreiche Materialen gesammelt – vom präparierten Eichhörnchen bis zum abgezogenen Wildschweinfell: „Streichelt mal, das ist ganz schön borstig”, ermuntert Willi Haas die Kinder zum Anfassen des Tierfells. Abenteuerlich sieht das aus. Keine Frage, dass die Kids erst zögern. Die Neugierde siegt aber schnell und sie fassen erstaunt über die Stacheln. Wildschweine? Die gibt es in der Hühnerheide gar nicht – nur in der präparierten Version der Waldschule. „Unser Wald ist mit 200 Hektar zu klein für so viele große Tiere”, erklärt Rudolph den Kindern. „Aber wenn wir leise sind, sehen wir vielleicht Rehe.” Gesagt, getan. Mit Fernglas, dicken Handschuhen und einer großen Lupe im Gepäck steigt Haas auf seinen Elekro-Rollstuhl – der 68-Jährige ist nicht mehr so gut zu Fuß. „Mir nach, Kinder!” Los geht's mit der Entdeckungstour und spannenden Antworten auf allerlei Fragen rund um Pflanzen und Waldbewohner. Warum brennt eine Brennnessel eigentlich nicht, wenn man sie von unten streichelt? „Weil die Brennhaare nur auf der oberen Blattseite liegen”, hat Fritz Lummer des Rätsels Lösung parat. Apropos Blatt: Wieviele Blätter hat ein 30 Meter hoher Baum, stellt Willi Haas die nächste Frage und bringt die Kids zum Staunen: „200 000.” Und dabei ist der Wald für sie gar kein unbekanntes Gelände: „Zweimal pro Jahr verbringen wir mit allen Kindern mehrere Vormittage im Wald”, erzählt Barbara Braun über den Bewegungskindergarten Grashüpfer. Da passt der Besuch in der Waldschule natürlich genau ins Konzept. Genau aufgepasst hat Fabian (4) und kann vor dem matschigen Biotop genau erklären, wie es entstanden ist: „Dann hat es geregnet und das Wasser hat sich in dem Loch gesammelt.” Bravo. Viel haben die Kids an diesem Vormittag im Wald erlebt: Das Rotkehlchen hoch über ihnen in den Bäumen, Regenwürmer auf dem feuchten Boden und Nesthilfen für den Buntspecht an den Baumstämmen. Nur Rehe, die ließen sich nicht blicken.