Als Olaf Bast den Kühlschrank öffnet, macht er einen Schritt zurück. „Jetzt muss ich erstmal den Fotoapparat holen.” Der Ventilator im Kühlschrank des China-Restaurants, in dem der Lebensmittelkontrolleur der Stadt gerade die Küchenhygiene überprüft, ist zentimeterdick mit einem Teppich aus Schmutz und Schimmelbelägen überzogen. Auch die Schneidebretter auf denen das Fleisch zerteilt wird, sind schwarz gesprenkelt.

Damit nicht genug. Vor den Kühlschränken ist der Boden mit durchweichter, schmieriger Pappe abgedeckt. Rohes Fleisch und Fisch sind ohne Gefrierbeutel auf Tellern eingefroren. „Der Gefrierbrand macht das ungenießbar und so wie das auf den Tellern liegt, war es schonmal angetaut”, sagt Olaf Bast. Das Blitzlicht des Fotoapparats löst im Zehn-Sekunden-Takt aus.

Der 45-Jährige hat genug. Mit dem Chef füllt er das Protokoll aus. Der Mann lässt die Schultern hängen, zuckt immer wieder zusammen: „150 Euro allein für die Nachkontrollen?” Der Kontrolleur nickt. „Und dazu kommt noch eine Geldbuße. Bei einem Verwarngeld kann ich es nicht belassen.” Der Inhaber des China-Restaurants muss komplett renovieren. Noch nachts soll die Küche einer Generalreinigung unterzogen werden. Lebensmittelkontrolleur Bast verabschiedet sich mit einem Händedruck. „Und morgen komm' ich wieder.”

Später erzählt er, dass es sich keineswegs um eine Ausnahmesituation handelt. Die Betriebe kennen ihre Schwachstellen in der Regel. Kein Wunder, dass der Koch des China-Restaurants gern die Fotografien verhindert hätte. Aber der Kontrolleur kennt die Tricks der Branche. Schließlich war er vor seiner Weiterbildung zum Lebensmittelkontrolleur selbst auf der anderen Seite beschäftigt – als Konditor. Umso mehr ärgert ihn die Uneinsichtigkeit der Betreiber. „Wir fordern doch nur die gesetzlichen Standards ein. Die sind ein Minimum, damit niemand krank wird.”

Gleichwohl reicht Sauberkeit auf den ersten Blick nicht. Und nur scheinbar sauber geht es in einem Supermarkt zu. Sicher, die Waren sind ordentlich einsortiert, Hinweisschilder auf Prüfzertifikaten an der Fleischtheke angebracht. Im Büro sitzt der nervöse Filialleiter, seine Hände zittern leicht, er raucht eine Zigarette nach der nächsten. „Bei der Prüfung unseres Fleisch-Zertifizierers haben wir die volle Punktzahl bekommen”, sagt er. Olaf Bast rümpft die Nase. In der Nähe der Fleischzerlegung riecht es nach Fäkalien. Aus der Mitarbeiter-Toilette, sagt der Filialleiter. Das sei immer so, wenn es eine Zeit lang nicht geregnet hat. „Dann sollten Sie eine Fachfirma beauftragen, die den ekelerregenden Geruch beseitigt”, sagt der Kontrolleur.

Beim Gang durch den Verkaufsraum bleibt Olaf Bast an einer Kühltruhe stehen. Eine tote Fliege ist eingefroren – im Winter. Für die Gesundheit sei das kein Problem, hygienisch schon. Es ist ein Beweis dafür, dass die Truhe lange nicht mehr enteist und gründlich gereinigt wurde. Er öffnet eine weitere Kühltruhe, greift eine Pizza und drückt auf den Karton. „Damit könnte ich bei 'Wetten, dass…?' auftreten”, sagt der Kontrolleur und lacht. Allein anhand der Festigkeit des Produkts könne er bestimmen, ob es in der Truhe kalt genug ist. Zu warme Truhen machen die Pizza weich. „Ich messe natürlich noch genau mit dem Thermometer nach.” Hier ist alles in Ordnung, eine Nachkontrolle wird es dennoch geben.

Beim Ausfüllen des Protokolls trinken Kontrolleur und Filialleiter gemeinsam einen Kaffee. Stress aus der Situation nehmen, nennt Olaf Bast das: „Ich mache nur meinen Job.”

Der Saubermann

Lebensmittelkontrolle in Oberhausen -  Foto: © Tom Thöne / WAZ
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