Oberhausen.

Die ehemalige Herren-Friseurin Roswitha Bauer bringt ihr Können bei der Wohnungslosenhilfe regelmäßig ehrenamtlich ein

Die Wohnungslosenhilfe des Diakonischen Werkes hat eine ganz besondere ehrenamtliche Mitarbeiterin: Wer will, kann sich an der Grenzstraße 73 von Friseurin Roswitha Bauer die Haare schneiden lassen. Dass das ein seltenes Angebot in der Wohnungslosenhilfe ist, bestätigt der Leiter der Einrichtung, Frank Bremkamp: Kollegen staunten, wenn er erzähle, dass seine Einrichtung eine Friseurin zu bieten habe. „Das ist eine völlig neue Idee."

Die Idee stammt freilich von der Ehrenamtlerin selbst. Nach 40 Jahren Erwerbsarbeit habe sie mehr für andere Menschen da sein wollen, sagt Roswitha Bauer. „Ich wollte was für Leute tun, die weniger in der Tasche haben." Im Gespräch mit einem Fifty-Fifty-Verkäufer sei sie dann auf die Idee gekommen, sich an die Wohnungslosenhilfe zu wenden. Dort nahm man sie mit offenen Armen auf.

Und so bringt sich die gelernte Herren-Friseurin seit sieben Jahren mit ihrem Können ehrenamtlich ein. Im Keller richtete sie sich einen Raum ein. Mehr als Friseurstuhl, Waschbecken, Spiegel und ihrem „Werkzeug" braucht sie nicht. „Am Anfang kamen noch wenige Männer. Doch dann haben sie gemerkt, dass sie bei mir einen guten Schnitt bekommen", erinnert sie sich.

Nun sind lange Warteschlangen keine Seltenheit mehr. Etwa 15 Haarschnitte schafft sie an „ihrem" Vormittag, dem ersten Donnerstag im Monat. Man könnte sagen, sie bleibt bis 13 Uhr, doch sie sagt es anders: „Ich schneide, bis keiner mehr da ist." Wenn es länger dauert, dann dauert es eben länger. Roswitha Bauer sieht das ganz locker.

Ein Händchen für die Leute

„Sie hat ein Händchen für die Leute", sagt Einrichtungsleiter Frank Bremkamp. Roswitha Bauer nimmt die Leute so wie sie sind, tritt ihnen vorurteilsfrei und ohne Berührungsängste entgegen. Wenn sie Wohnungslose am Marktplatz treffe, setze sie sich gerne ein wenig zu ihnen – egal was andere Leute sagen. Wer sie deshalb schief ansehe, bekomme ihre Meinung zu hören. Roswitha Bauer trägt das Herz eben am rechten Fleck.

Spaß hat sie auch – am Haareschneiden und an der ehrenamtlichen Hilfe. „Es ist, als ob ich nie aufgehört hätte, zu arbeiten", so die 62-Jährige. Ob waschen, schneiden oder färben – alle Wünsche werden erfüllt. „Das ist immer ein Erfolgserlebnis", sagt sie. „Die Leute lieben mich."

Kein Wunder, ist der Erfolg ihrer Arbeit schließlich sichtbar. Bremkamp: „Wenn hier überall so hübsche Köppe herumlaufen, wissen wir: Frau Bauer war wieder da."

EHRENAMTLER WERDEN VORGESTELLT

Leser entscheiden, welcher Held gewinnt

„Menschen machen's möglich” heißt ab diesem Jahr die Aktion von Rheinisch-Westfälischer Wasserwerksgesellschaft (RWW) und WAZ, bei der wir in den kommenden Wochen acht Ehrenamtler vorstellen, die sich für ihre Mitmenschen einsetzen. Danach entscheiden dann Sie, liebe Leser, welcher Held besonders preiswürdig ist. Die Abstimmung wird per Post oder Email an die Redaktion erfolgen.

Die Preise sind mit 3000, 2000 und 1000 Euro dotiert und fließen den Projekten zu, für die sich die Preisträger engagieren.