25 kleine Patienten mussten die Feiertage im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen verbringen.Der Christmas Circus versüßte ihnen das Weihnachtsfest mit einer Vorstellung an den Krankenbetten
Weihnachten im Krankenhaus? Ein Alptraum, besonders für Kinder. Klar ist: Wer nur irgendwie für einige Tage entlassen werden kann, verbringt das Fest daheim. Aber manchmal führt eben kein Weg daran vorbei: Und so mussten 25 kleine Patienten die Feiertage in diesem Jahr im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) bleiben. Damit ihnen das Weihnachtsfest im Hospital versüßt wird, hatte sich der zurzeit an der Osterfelder Straße gastierende Christmas Circus etwas Besonderes ausgedacht: "Wenn die Kinder nicht in den Circus gehen können, kommt der Circus eben zu ihnen", sagt Marc Werde vom Christmas Circus.
Und so verwundert es nicht, dass eine Kautschuk-Frau ihren biegsamen Körper ausnahmsweise auf dem Boden eines Klinikflures aufwärmt. Entstanden ist die Idee vom Krankenhaus-Circus, als Marc Werde alle Notfallnummern für das Oberhausener Gastspiel des Circus zusammensuchte: "Darunter war auch die Nummer des EKO. Dabei habe ich gemerkt, dass das Krankenhaus eine große Kinderabteilung hat und ich musste an die Kinder denken, die über Weihnachten im Krankenhaus sind." Ein Anruf genügte - und schon waren die Verantwortlichen des EKO mit im Boot.
"Wir haben in regelmäßigen Abständen unsere Klinik-Clowns zu Gast, aber dass uns gleich ein ganzer Circus besucht, ist auch für uns ein Novum", freut sich Klinik-Sprecher Roland Wiese. Für den Einzug der Artisten und Zirkusmusiker in die Krankenzimmer gilt: Freude verbreiten, aber vorsichtig. "Es ist immer eine Krankenschwester dabei, Eltern und Kinder wurden vorher informiert - wir können hier nicht einfach mit großem Tamtam und Trompeten in die Zimmer einfallen", erinnert Roland Wiese daran, dass nur sehr kranke Kinder über die Feiertage im Krankenhaus bleiben.
Wer das Bett verlassen kann und darf, hat sich im Flur auf Stühlen niedergelassen. Die ganz kleinen Patienten sitzen gespannt auf dem Schoß ihrer Mama und verfolgen mit großen Augen wie Kautschuk-Frau Annalisa Catena sich mit den Füßen Hut und Sonnenbrille aufsetzt. Noch größere Augen aber machen sie, als dann auch noch der Weihnachtsmann hereinstapft, Popcorn und Schokolade verteilt. Doch auch hier gilt: Vorsicht, nicht jeder Patient darf naschen.
Die elfjährige Jacqueline zum Beispiel sehnt sich zwar nach Süßigkeiten, muss sich nach einer Bauchoperation aber in Enthaltsamkeit üben. Ein kleines Lächeln huscht über ihr blasses Gesicht, als Jongleur Anthony Wandruschka mit silber-glitzernden Kegeln vor ihrem Bett jongliert. Eine Herausforderung für den Artisten: "Das Zirkuszelt ist zwölf Meter hoch, ich jongliere sonst auf sechs bis sieben Metern Höhe", erläutert Wandruschka mit einem skeptischen Blick auf die tiefe Decke. Doch der Herausforderung stellt sich der Artist gerne: "Es ist ein gutes Gefühl, die Kinder den Alltag im Krankenhaus und ihr Schicksal wenigstens einmal für eine halbe Stunde vergessen zu lassen."
Geklappt hat das offensichtlich bei vielen Kindern und - anscheinend auch bei Nevrija. Auch wenn die 15-Jährige aus dem eigentlichen Zirkus-Alter vielleicht schon ein wenig herausgewachsen ist, strahlt sie glücklich, als sie am Schluss der Vorstellung in ihr Bett zurückgeht: "Das hat mir einfach super gefallen."