Jetzt, am Vormittag, ist es noch recht still im Kaisergarten. Einige Jogger und noch weniger Spaziergänger, ein Herr mit Hund genießen die frische Luft. Es ist recht kühl, der Himmel grau, ab und an zeigt er fleckenweise sein leuchtendes Blau. Die wenigen Sonnenstrahlen wärmen. „Wochentags ist die beste Zeit, den Park zu genießen”, sagt Dr. Anette Perrey. Die Biologin ist verantwortlich für den Park mit seinem Tiergehege. „Dann ist es ruhig und der Besucher kann eine ganze Menge entdecken.” Wohl wahr! Zwar ist der Mai noch nicht gekommen. Die Bäume schlagen aber trotzdem aus. „Wir liegen mit der Blütezeit genau richtig”, erklärt Jutta Zander, die verantwortliche Gärtnerin im Kaisergarten. Der hat sich herausgeputzt auf seiner 29 ha Gesamtfläche als würde gleich hoher Besuch eintreffen. Von Weiß über Gelb bis hin zum tiefsten Rosa durchzieht ein Farbengeflecht den Park, der an vielen Stellen sich selbst überlassen ist und sogar ein richtiges Waldstück zu bieten hat, wo die Buschwindröschen die warme Jahreszeit ankündigen. Die tiefrosa blühende Japanische Zierkirsche zieht das Auge des Betrachters geradezu in ihren Bann. Sie hinterlässt überall Farbkleckse im Park, so wie der Maler auf seiner Palette. „Schön, aber ökologisch nicht wertvoll”, sagt Jutta Zander. „Die Blüten haben keinen Nektar, keine Pollen.” Weißdorn und Wildapfel, die gelbe Mahonie mit ihren wunderschönen zierlichen Blüten und ihrem herrlichen Duft sowie die Hyazinthen füllen die Farbpalette weiter auf. „Wir erleben diesmal einen langsamen Frühling. Das macht den Besuch des Gartens jetzt so attraktiv. Durch die noch niedrigen Temperaturen ist die Blüte zögerlich. Die Knospen springen nicht alle auf einmal auf, und die ganze Pracht ist nicht schnell wieder vorbei”, nennt Anette Perrey den Vorteil der noch schwächelnden Gradzahlen. Tulpen und Stiefmütterchen auf den Zierbeeten genießen hohe Aufmerksamkeit, während die beiden uralten Platannen mit ihren knorrigen Ästen auf der großen Wiese zum Teich runter – von der Pergola am Nordeingang aus betrachtet die einzige Sichtachse im Park – fast ein wenig bedrohlich um die Gunst des Besuchers heischen. Immerhin stehen sie unter Naturdenkmalschutz. Der gesamte Kaisergarten ist ohnehin Landschaftsschutzgebiet. Er liegt auf der alten Emscheraue, ist deshalb sehr wasserreich. Teiche und Tümpel, Bachläufe durchziehen den Park. „Der Wasserstand muss ständig reguliert werden. Das besorgen große Pumpen. Die hohe Feuchtigkeit des Bodens bedingt allerdings auch, dass die Bäume hier nicht so langlebig sind wie allgemein”, erklärt Anette Perrey. Den Platanen jedenfalls scheint die Nässe nichts auszumachen. Im Kräutergarten, dem ringsum eigentlich die Klostermauern fehlen, sieht's noch kahl aus. Die Buchsbaumhecken rund um die Beete präsentieren sich zwar in knackigem Grün, doch Küchenkräuter müssen noch wachsen. Der Kaisergarten, der seinen Namen 1898 anlässlich des 100. Geburtstages von Kaiser Wilhelm I erhielt, bietet jetzt nicht nur optische Reize, sondern auch akustische. Rotkehlchen, Zaunkönig, Kleiber, Buchfink, Meise und Spatz zwitschern um die Wette. Im Unterholz machen sich Kaninchen, Marder und Füchse zu schaffen, während in den Teichen die Frösche zum Frühjahrskonzert anstimmen.