Vier Oberhausener erzählen von ihrem langen Kampf gegen den Alkohol. In einer Bürgerfunksendung machen sie sich für mehr Verständnis für ihre Krankheit stark.

Auf Sendung

Die Anonymen Alkoholiker wollen mit einer Bürgerfunksendung aufklären.

Die Bürgerfunksendung („Die Kraft aufzustehen”) der Anonymen Alkoholiker wird alle vier Wochen im Radio Oberhausen auf der Frequenz 106,2 ausgestrahlt. Alle vier Wochen trifft sich das Radioteam auch, um die Inhalte festzulegen, mit denen sie vor allem eines wollen: „Aufklären”. Der nächste Sendetermin: 20. April, 20.30 Uhr. Dauer: 30 Minuten.

„Ohne Alkohol lebt es sich besser.” Darin sind sich Anne, Birgit, Dieter und Gitta einig. Und sie wissen, wovon sie reden. Alle vier gehören seit Jahren zu den Anonymen Alkoholikern. Mit einer Bürgerfunksendung kämpfen sie für mehr Verständnis für ihre Erkrankung in der Öffentlichkeit. „Die Vorurteile sind groß”, sagen sie einhellig. Dabei sitzen bei ihren Treffen Hausfrauen neben Verwaltungsangestellten, Ärzten, Lehrern, Verkäufern. „Alkoholismus ist eben nicht vom Bildungsgrad abhängig, sondern es kann jeden treffen”, sagt Gitta. Acht Jahre alt sei sie gewesen, als sie zum ersten Mal Alkohol trank. „Das war auf dem Geburtstag einer Freundin”, erinnert sie sich. Deren Vater habe den Kindern süßen Likör angeboten. „Ich war ganz verrückt danach.” Mit 29 Jahren hatte Gitta Wahnvorstellungen und Angstattacken, die sie bereits morgens mit Schnaps betäubte. „Ich war am Ende – und plötzlich hämmerte nur noch ein Satz durch mein Hirn: Ich will leben.” Drei Tage rang sie mit sich, dann ging sie zu den Anonymen Alkoholikern. Zwei Jahre dauerte der Kampf gegen die Sucht. „Seit dem 3. August 2000 bin ich trocken.” Sie fährt Rad, lernte Boxen. „Früher hätte ich das rein körperlich gar nicht geschafft.” Auch Anne und Birgit nippten zum ersten Mal in ihrer Kindheit am Alkohol: „An Familiengeburtstagen, bei Oma und Opa gab es immer Eierlikör.” Schon bald zog es Birgit nach der Schule nicht mehr nach Hause, sondern lieber gleich zur Oma. „In der Clique, später beim Handball, Alkohol gehörte einfach immer dazu”, erzählt sie. Langsamer verlief der Einstieg bei Anne und Dieter. Da gab es Freunde, die man regelmäßig in der Kneipe traf und das Feierabend-„Bierchen”, aus dem unbemerkt viel zu schnell ein Zwang wurde. Aus Furcht, als Rentner schon morgens zur Flasche zu greifen, entschloss sich Dieter, sich seinem Arzt anzuvertrauen. „Der schickte mich zu den Anonymen Alkoholikern.” Bei Anne kam der Wendepunkt, als ihr Mann sich beinahe zu Tode soff. „Wir zogen gemeinsam einen Schlussstrich, schafften den Ausstieg”, sagt sie stolz und selbstbewusst. Was hat sich seitdem geändert? „Wir sind endlich frei”, sagen die vier. Morgens aufstehen, ohne an Alkohol denken zu müssen. In den Urlaub fahren, ohne die Kneipe nebenan einplanen zu müssen. Endlich Zeit für Hobbys zu haben, statt in den nächsten Laden rennen zu müssen, um Nachschub zu organisieren. „Mit Hilfe der Anonymen Alkoholiker haben wir wieder gelernt, was Leben eigentlich bedeutet – und wir haben Freunde gefunden. Denn Alkohol macht vor allem auch eines: einsam.”