Jenseits von Playstation und Playmobil: Uschi Lausberg verkauft mit Liebe Ausgesuchtes. Seit 20 Jahren.

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© WAZ FotoPool

Hereinspaziert ins Spielzeug-Paradies. Wer einen Schritt ins Spielwarengeschäft Lausberg macht, findet sich in der eigenen Kindheit wieder – und kommt aus dem Staunen nicht heraus. Regale voller Holzspielzeug und kleiner Mitbringsel. Bücher, Kartenspiele, Glitzerbilder. Zubehör für Zauberer, Piraten und Prinzessinnen. Puppen, hübsch in Reih und Glied. Stofftiere, wohin man blickt. Aber nicht die, die es überall gibt, sondern ganz besondere. In zig kleinen Bonbongläsern warten Perlen, Würfel, Spielfiguren.

Bis ins kleinste Detail ist alles mit viel Liebe ausgesucht, das sieht man sofort. Aus dem übergroßen Angebot qualitativ Hochwertiges herauszusuchen, diese Mühe macht sich Uschi Lausberg seit nunmehr 20 Jahren.

Es ist 14.45 Uhr, eigentlich noch Mittagspause im Spielwarengeschäft an der Langemarkstraße. Doch kaum ist die Tür für die Reporterin geöffnet, steht schon ein Mann an der Kasse, der dringend winzigkleine Schafwollsöckchen fürs Baby braucht. Uschi Lausberg präsentiert ihm die kleine, feine Kollektion – von der Chefin Selbstgestricktes inklusive. „Es gibt ja nix Schönes mehr zu kaufen”, sagt sie. „Alles Plaste.” Kurz darauf verlässt der Mann zufrieden und mit einer klitzekleinen Papiertüte das Geschäft.

Eine Frau kommt rein, auch sie will etwas Kleines für jemand Kleines: ein rotes Mützchen für eine Puppe soll es sein. Und die winzigen Schühchen aus echtem Leder nimmt sie auch gleich mit. Weit über 40 000 Artikel warten hübsch drapiert auf ihre neuen Besitzer. „Das ist der letzte Tante-Emma-Laden”, sagt Dieter Lausberg lachend. Er ist nur auf dem Papier der Chef, das Sagen hatte von Anfang an seine Frau. Der Laden ist ihr Baby, mit dem sie angefangen hat, als die beiden Söhne aus dem Gröbsten raus waren. Der eine ist inzwischen sogar mit ins Geschäft eingestiegen. Eine wichtige Aufgabe hat Dieter Lausberg doch übernommen: Er ist der Puppendoktor. Operiert wird, mit viel Feingefühl, zuhause.

Etwas unschlüssig noch steht Christina Gräf-Morawietz im Spielzeugladen, ihre Blicke huschen über die Regale. Sie braucht etwas für einen Jungen, etwa ein Jahr alt. Vielleicht was für die Badewanne? Ist doch gerade so kalt. Und was es da alles gibt: Badebücher und Wasserfarben, Piratenshampoo und Quietsche-Tierchen. Die Kundin scheint immer weniger zu wissen, was sie will. Doch Uschi Lausberg tastet sich an die Sache heran, beantwortet Fragen und zeigt gezielt schöne Dinge, ganz ruhig und entspannt. „Man muss einfach nur zuhören und sich konzentrieren”, beschreibt sie ihre Strategie. Und die wirkt. Christina Gräf-Morawietz ist ohnehin begeistert von dem Geschäft. „Der Laden ist ein Traum.” Ein großes Kompliment für Uschi Lausberg, deren Vorbild „diese schönen Spielwarenläden mit Seele” aus der eigenen Kindheit sind. Jetzt zaubert sie ihr Ass aus dem Ärmel: Naturbauklötze, mit echter Rinde! Die Kundin ist entzückt: „Das finden die Eltern bestimmt toll”, ruft sie. „Und das Kind”, fügt Uschi Lausberg hinzu. Denn das steht für sie immer im Mittelpunkt. Deshalb kriegt sie das Grausen bei Großeltern, die den Enkel mit Spielzeug überhäufen und bei Eltern, bei denen alles „pädagogisch wertvoll” sein muss. Ihre Maxime: „Was ein Kind braucht, ist Liebe, Zuwendung, offene Ohren und Zeit. Alles Dinge, die man nicht kaufen kann.”