Alles in O. - so heißt der etwas andere Heimatabend mit "Mottek", welcher am vergangenen Freitag zum zweiten Mal mit Kabarett und Musik über die Bühne des Ebertbades ging. Richtige Partystimmung wollte nicht aufkommen
Augenscheinlich etwas anders war da erst einmal nur der Begrüßungsauftritt von Matthias Reuter. Er betrat die Bühne des Ebertbades als Olga-Biene. Der Oberhausener Nachwuchskabarettist machte so eine gute Figur: "Es kaschiert so'n bisschen das eigene Übergewicht." Er stellte die Gäste Benjamin Eisenberg aus Bottrop und René Steinberg aus Mülheim vor, als seien die Nachbarstädte schon zu Oberhausen eingemeindet worden.
Reuters kabarettistische Beiträge bezogen sich mal gelesen, mal gesungen mit solider Handarbeit am Klavier, auf bleibende Erinnerungen an ein vergangenes Jahr: "Was vom Jahr übrig bleibt, ist ja mehr als die Bildzeitung schreibt." Auch sinnierte er über die Bedeutung der Frage: "Hast du e'n Problem oder watt?" Die ehrliche Antwort könnte da schon mal sehr ausschweifend werden und zur Eskalation führen. Im Übrigen erinnert Reuters Gestus in Text und Musik an den bereits verstorbenen Ulrich Roski.
Ganz anders präsentierte sich René Steinberg. Der "Radiomann" produziert im alltäglichen Leben Comedy-Einspieler für den WDR ("Die von der Leyens", "Ulala Schmidt"). Beim Live-Auftritt kommentiert er O-Töne aus Radio und Nachmittagstalkshows. Steinberg schaffte nicht, die unbearbeiteten O-Ton-Fetzen in einen dramaturgisch schlüssigen Aufbau zu bringen, wodurch die Gags in der Wirkung verpufften.
Der Bottroper Kabarettist Benjamin Eisenberg wirkte trotz seiner etwas biederen Art deutlich provokanter. "Bottrop ist die einzige Stadt, die ich kenne, in der Polizeiwache und Finanzamt im gleichen Gebäude sind - Bullen und Mafia unter einem Dach - das gibt's sonst nur in Italien."
Zwischen den kabarettistischen Blöcken spielte Jan Thilo Henn mit seinem Quartett guten alten Jazz-Rock im Stil des jungen Klaus Doldinger. Besonders glänzte hier der Saxophonist Sven Lange.
Nach der Pause begann der Partyteil mit der Oberhausener Coverband Mottek. Obwohl die Band sehr gut spielte, kam nicht die gewünschte Partystimmung auf. Das mag auch daran liegen, dass der Abend in der Form nicht wirklich schlüssig konzipiert und zielgruppenorientiert durchdacht scheint. Der versprochene "Heimatabend" mit "Rock aus dem Pott" hätte anders werden müssen. Die Veranstalter sollten all ihre Kreativität in die Planung zum nächsten Heimatabend einbringen. Denn wenn sie wirklich einen guten "Heimatabend aus O.", schaffen, könnte er ein sehr interessanter Beitrag zur Kulturhauptstadt 2010 werden.