Virtuos. Exotisch. Farbenfroh. Lebensfreude und Rhythmus pur. Das sind die 21 Tänzerinnen und Tänzer des chinesischen Ensembles der „China Disabled People's Performing Art Troupe”, die gestern Nachmittag die Kinder des Friedensdorfes und zahlreiche erwachsene Zuschauer mindestens ebenso verzauberten. Und dabei haben die Tänzerinnen und Tänzer auf der Bühne einiges gemeinsam mit den zum Teil schwer verletzten und kranken Kindern im Publikum. Die Tänzer sind taubstumm. Davon aber merkt der Zuschauer nichts. Im Gegenteil. Die jungen Frauen und Männer bewegen sich in völliger Harmonie, der Gleichklang der Figuren begeistert, die Choreografie passt exakt zur Musik. Wie das geht? Nun, es gibt zwei hörende Mitglieder des Ensembles, die in den Ecken der Bühne stehen und Zeichen gebend den Rhythmus sichtbar machen. Und dann ist da noch jede Menge Training, wie ein Film über das Ensemble anschaulich zeigte. Viel eindrucksvoller aber als tausendundein Fernsehbild zeigten die Akteure live, was sie können. Und das ist Hochleistungssport. In ihren getanzten Bildern beweisen sie eine beinahe unheimliche technische Präzision. „Taube Menschen haben keinen anderen Weg, die Schönheit ihrer inneren Welt auszudrücken, als die des Tanzes. Wir benutzen unsere Arme und Beine dazu”, beschreibt die Front-Tänzerin und Künstlerische Leiterin der Show, Tai Lihua, das Typische der Darbietungen. In der tristen Halle an der Rua Hiroshima, in die einige bunte Plakate und Kinderbilder etwas Farbe brachten, staunten Kinder und Erwachsene über das Temperament der Tänzer mit ihren kleinen Trommeln, die die Geburt der Erde darstellten. Sie ließen sich mitreißen von der Grazie der Tänzerin, die einen exotischen Vogel verkörperte – in einem weißen Seidenkostüm mit blauen Federn. Unumstrittener Höhepunkt der kurzen Show in Schmachtendorf aber war das Tanzbild „Der Buddha mit 1000 Händen”. Die leuchtend gelb-goldenen Kostüme, der wirkungsvolle Kopfschmuck, das alles unterstützte nur den Eindruck von perfekter Abstimmung jeder einzelnen Bewegung. Von vorn sahen die 21 Tänzer aus wie ein einziger – ein 1000-händiger Buddha. Kein Wunder, dass die Gruppe weltweit für Furore sorgt. In Oberhausen fand gestern jedenfalls eine Völkerverständigung ganz außergewöhnlicher Art statt. „Der Kontakt zwischen dem ,Dorf' und der chinesischen Tanzgruppe kam über den japanischen Regisseur Tsuyochi Kawahara zustande, der sich seit Jahren fürs Friedensdorf engagiert”, erzählt Dorfleiter Ronald Gegenfurtner. Das Verständigungsproblem wurde gestern durch eine Übersetzungskette gelöst (Deutsch –Japanisch – Chinesisch – chinesische Gebärdensprache). Und am Ende dankten die Friedensdorf-Kinder in Deutsch, Dari, Portugiesisch und Usbek. Dass Musik über Grenzen hinweg Verständigung ermöglicht, auch wenn man nichts hört, bewiesen Tänzer und Kinder beim Abschliedslied. Vorgetragen von den Mädchen und Jungen aus den Kriegs- und Krisengebieten. Rhythmus verbindet halt.