"Lesen erleben" auch in der Hauptwache der Feuerwehr. Schauspieler lasen aus Bradburys "Fahrenheit 451". Bücher brannten dabei. Bedrückend und beeindruckend

Feuerwehrmänner als Bücherverbrenner: Auf bedrückende Weise wurde Bradburys Klassiker
Feuerwehrmänner als Bücherverbrenner: Auf bedrückende Weise wurde Bradburys Klassiker "Fahrenheit 451^" szenisch umgessetzt. Ensemblemitglieder des Theaters lasen. Foto: Ruhrkontrast, Tim Deffte © WAZ

Welche Bedeutung haben Zahlen und wie wichtig sind sie in Anbetracht dessen, dass die eigentliche Veranstaltung eine Leseveranstaltung ist? Um der Sache auf den Grund zu gehen, konnte man am Freitag um 19 Uhr am Stadttheater auf den Bus der Feuerwehr warten, der die interessierten Gäste zur Lesung des Klassikers "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury zur großen Feuerwehrwache abholte. Ein Rundgang auf dem Gelände war inklusive und sorgte für die richtige Einstimmung auf die anstehende Lesung.

Ebenso wie in dem besagten futuristischen Roman, in dem die Feuerwehr die Aufgabe hat, Bücher zu verbrennen, um die Menschen unmündig und dumm zu halten, mussten bei der Veranstaltung ebenfalls Bücher dran glauben.

Dabei spielt die Temperatur "Fahrenheit 451", die 232 Grad Celsius entspricht, in dem Sinne eine Rolle, dass dies die Temperatur ist, bei der sich Papier entzündet.

Entsprechend bedrückend war auch die Stimmung, die das Ensemble des Stadttheaters bei der Vorlesung schuf. Eindrucksvoll in Szene gesetzt und nuancenreich vorgelesen, konnten sich die Gäste des Abends von Franziska Weber, Anne Polke, Georg Lippert und Josef Simon in eine düstere und buchlose Welt entführen lassen. Jeder Zuhörer schien an diesem abend wie gebannt und voller Neugierde der Geschichte zu folgen.

Der Roman "Fahrenheit 451" handelt von dem Feuerwehrmann Guy Montag, zu dessen Aufgaben es gehört, sämtliche Bücher zu verbrennen. Als sich aber eine Frau weigert, ihre Bücher herzugeben und sich stattdessen mitverbrennen lässt, findet in Guy Montag plötzlich ein neuer Denkprozess statt. Von da an sieht der Feuerwehrmann die Welt um sich herum mit ganz anderen Augen und hinterfragt den Sinn seines Handelns.

Die Zuhörer konnten sich an der Optik des immer wieder neu entfachten Feuers hingeben. Wenn die "Öffentlichkeit", wie der Auto Edgar Hilsenrath einst schrieb, "Milliarden verstopfter Ohren" ist, so waren die Ohren der Gäste mehr als offen.