Massig Dichter, viele Komponisten, einige Philosophen - aber es gibt keine Maler oder Bildhauer auf den Straßenschildern. Selbst die Sterkrader Friedrichstraße meint ganz bestimmt nicht den mit dem Kreidefelsen

Für Kohle

Als Exkursion zum Schluss das, was die Lindemänner über eine Straße wissen, die in letzter Zeit öfter Thema war.

Sie ist „benannt nach Christian Flaßhof, der 1845 mit seinem Schwager Jobst Waldthausen und dem gemeinsamen Verwandten Wilhelm Lueg auf heutigem Oberhausener Gebiet der Lipperheide Bohrungen niederbrachte und dabei auf Kohle stieß. Das führte zur Gründung der Zeche Concordia.”

Die Friedrichstraße in Sterkrade, das wär's doch gewesen. Die einsame Zeile, die Oberhausens Ruf als Malerstadt noch einigermaßen hätte retten können. Aber Pustekuchen. Nicht der große Caspar David Friedrich stand Pate, nicht mal der Alte Fritz, sondern - so lehrt es das Buch „500 Kilometer Oberhausener Straßengeschichte” von Alfred und Ulrich Lindemann - Friedrich III. (1831-1888), einziger Sohn von Kaiser Wilhelm I. und Vater von Kaiser Wilhelm II., 1888 selbst in Amt und Kaiserwürden - für 99 Tage. Dann starb er. Immerhin war er ein großer Förderer der Wissenschaft und der Kunst. Nicht von ungefähr gründete Wilhelm von Bode 1904 in Berlin das Kaiser-Friedrich-Museum, seit 1956 Bodemuseum - war Friedrich doch in seinen königlichen Jahren maßgeblich am Aufbau der Museen auf der Berliner Museumsinsel beteiligt und machte Kunstschätze, die bis dahin in den Schlössern untergebracht waren, erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Aber das kann uns nicht über die fehlenden Straßenmaler in Oberhausen hinwegtrösten. Keine Dürerstraße, erst recht keine Albrecht-Dürer-Straße. Nicht Altdorfer, nicht Holbein, weder der Ältere noch der Jüngere. Erst recht keine neueren Namen: Klee, Klimt, Kandinsky - keineswegs. Statt Immendorf nur Immenstraße - wie die Bienen. Es muss ja gar nicht so ein Wortungetüm sein wie die Michaelangelostraße in Dresden oder Pankow oder wo auch immer. Aber in einer Rubensstraße wie in Berlin oder Köln würde ich schon gerne wohnen. Das kingt sinnenfroh und üppig. Jedenfalls nicht so magersüchtig wie die Schmale Straße in Klosterhardt. Als allenfalls ansatzweise gelungener Versuch eines Paletten-Rundumschlags in der Absicht, die ganze Kunstgeschichte abzudecken, kann der Künstlerplatz zwischen dem Kinozentrum und dem östlichen Bereich der Promenade im CentrO gewertet werden. Eine Dichterallee oder einen Musikerweg sucht man in der Neuen Mitte dagegen vergeblich. Anders der Musikweg, den gibt's. Dann hätte es ja auch Kunstplatz heißen können. Aber das klang wohl zu künstlich, wie Kunstrasen. In Oberhausen haben, wie die vorigen Folgen zeigten, die Dichter Hochkonjunktur, die Musiker sind etwas schlechter dran, erst recht die Philosophen. Aber die Maler und Bildhauer? Nullkommanix. Da hat man größere Chancen, in Weiß auf Blau zu erscheinen, wenn man eine Mühle in der Dümpter Heide betrieben hat. Der 1915 verstorbene Johann Schäfer hat's geschafft. Auch Bauer Höfmann: Wo jetzt die Straße verläuft, lief er früher mit der Sense übers Feld. Oder in Osterfeld die Koppenburgstraße: benannt nach dem Müller Pankratz Koppenburg, dessen Mühle durch die Wasserkraft des Mühlenbachs angetrieben wurde. - Malerei ist eben doch brotlose Kunst.