Telefonseelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen sucht dringend neue Mitarbeiter. Ausbildung dauert ein Jahr.Dienst muss an sieben Tagen in der Woche, rund um die Uhr gewährleistet sein
Armut im Alter, vernachlässigte Kinder, zerrüttete Beziehungen. Wer bei der Telefonseelsorge Duisburg-Mülheim-Oberhausen ein Ohr riskiert, muss aushalten können. 120 Ehrenamtliche beweisen das zurzeit. Da der Dienst aber an sieben Tagen und rund um die Uhr gewährleistet sein muss, sucht die ökumenische Einrichtung jetzt dringend neue Mitarbeiter.
25 000 Anrufe erhält die Telefonseelsorge durchschnittlich pro Jahr. "Das heißt, bei uns schellt rund 70-mal pro Tag das Telefon", erklärt Olaf Meier, Diplom-Psychologe, Theologe und Leiter der örtlichen Telefonseelsorge. Ein großer Vorteil: "Wir sind nicht auf spezielle Themen festgelegt." Außerdem: "Der Anruf ist gebührenfrei, der Anrufer bleibt anonym."
Und so erfahren die Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge aus erster Hand, wie beschämend es für die Menschen ist, mit einer kleinen Rente oder Harz IV auskommen zu müssen. "Da ist kein Besuch im Schwimmbad mehr drin, kein Brötchen vom Bäcker, Freundschaften brechen weg, Einsamkeit ist die Folge", weiß Olaf Meier. Wie das ist, wenn jeder Cent umgedreht werden muss, das hörte auch Telefonseelsorge-Mitarbeiterin Erika erst kürzlich: "Da erzählte mir eine Frau, dass sie seit Monaten spare, weil sie neue Staubsaugerbeutel benötige." Endlich ohne Scham erzählen zu können, das nehme schon eine gewaltige Last von der Seele.
Als Hilfsanker für selbstmordgefährdete Menschen ist die Telefonseelsorge vor über 20 Jahren auch für Duisburg, Mülheim und Oberhausen gegründet worden. Noch heute wird das Thema Suizid von etwa zwei Prozent der Anrufer angesprochen. "Das klingt wenig, bedeutet aber konkret, dass wir damit jeden zweiten Tag konfrontiert werden", erläutert Olaf Meier.
Rund 20 Prozent der Anrufer sind mittlerweile Kinder und Jugendliche. "Das erste Verliebtsein, Mobbing in der Schule, Auseinandersetzungen mit den Eltern, Vernachlässigung kommen hier zur Sprache", so Meier weiter. Und auch hier geht es für die Mitarbeiter der Telefonseelsorge darum, aushalten zu können. "Zuhören, keine Ratschläge erteilen, hinterfragen und die Leute einfach lassen, wie sie sind."
Damit die Ehrenamtlichen dafür gewappnet sind, werden sie ein Jahr lang geschult. Wer hier mitmachen möchte, muss also belastbar sein und Zeit mitbringen. Auch für die spätere Arbeit. "Dreimal im Monat für etwa vier Stunden, dazu kommen zweieinhalb Stunden Supervision", sagt Rosemarie Schettler, Sozialpädagogin, Gestalttherapeutin und bei der Telefonseelsorge für die Aus- und Weiterbildung zuständig.
Gesucht werden übrigens noch interessierte Männer. Denn: "Nur 15 Prozent der Mitarbeitenden, aber ein Drittel der Anrufer sind Männer", sagt Schettler.