Erneut traf sich jetzt nach der "Vollversammlung" im April ein Gremium des Deutschen Bühnenvereines im Theater. Viel Lob für Peter Carp und sein Team: das Haus habe einen hervorragenden Ruf in der deutschen Theaterlandschaft.
Man treffe sich gern an einem Ort, der in einer nicht so ganz leichten Situation stecke, wo es dann auch das Theater nicht ganz so leicht habe. Als Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereines konnte Rolf Bolwin gestern schlüssig begründen, warum ein Gremium der Interessenvertretung der Theater und Orchester Deutschlands binnen sieben Monaten zum 2. Mal in Oberhausen tagte. Vor dem Hintergrund der überaus prekären Finanzlage der Stadt sorge man sich sehr um die Zukunft des hiesigen Theaters.
Zwei Tage lang tagte der künstlerische Ausschuss des Bühnenvereines, der jährlich zweimal zusammenkommt, im Musentempel am Will-Quadflieg-Platz. Angeführt von seinem Vorsitzenden Ulrich Khuon, der als Intendant soeben vom Hamburger Thalia Theater ans Deutsche Theater in Berlin gewechselt ist. Aber auch Prof. Klaus Zehelein nahm als Präsident des Deutschen Bühnenvereines an der Sitzung teil, meinte gestern, dass gerade in Zeiten der schweren Krise die Theater zu den wenigen Räumen gehören, die anders als die meisten Medien die Ursachen der Krise noch anders darstellen, eben als Belege für eine schlimme Entsolidarisierung beispielsweise.
Wichtig für den sinnlichen Diskurs
Gerade hier in Oberhausen müsse man einen zentralen Punkt wie das Theater haben für einen sinnlichen Diskurs. In diesem Zusammenhang begrüßten Zehelein und Bolwin das deutliche Bekenntnis von Stadtkämmerer Bernd Elsemann zum Theater, der zum Gespräch mit den Intendanten in die Sitzung kam. Er habe klar gemacht, dass es für Städte, die zum eisernen Sparen angehalten sind, keine gesetzliche Verpflichtung gebe, an den sogenannten freiwilligen Ausgaben zu sparen. „Freiwillig sind die Ausgaben auch gar nicht”, so Zehelein und Bolwin, „sie sind ja die Belege für die Eigenständigkeit einer Kommune.” Hier zeige sich doch, was eine Stadt überhaupt noch bewegen kann.
Als Teil des städtischen Diskurses sei ein Theater wichtig, verweisen Zehelein und Bolwin auf den Appell von Kultur-Staatsminister Naumann an die Städte, auch in Notzeiten nicht weiter an der Kultur zu sparen. Zudem habe sich gerade das Oberhausener Theater unter seiner neuen Leitung hervorragend platziert in der deutschen Theater-Szene, die mit dem Abbau von 45 000 auf 38 000 Beschäftigte schon einen großen Spar-Beitrag geleistet habe. Mehr sei ohne Leistungsabbau nicht möglich, stellte beide klar: „Dann geht es an die Substanz.”
Aderlass beim Tanztheater diskutiert
Auch das Tanztheater war ein Tagesordnungspunkt der Sitzung, eine Sparte, so Zehelein und Bolwin, die eigentlich am schnellsten zur Diskussion stehe, wenn gespart werden muss. In Oberhausen kann man ein Lied davon singen, auf dem künstlerischen Zenit wurde sie zu Zeiten der Ballettmeisterin Gise Furtwängler hier 1962 als eigenständige Sparte abgeschafft. Erst Fritzdieter Gerhards ließ in den Achtziger Jahren mit dem Operettenballett des Musiktheaters auch wieder selbstständige Ballettabende wie etwa „Romeo und Julia” mit Roger Lucas und der wunderbaren Karin Pellmont in Szene setzen.
Köln, Bonn, Weimar und Lübeck seien jetzt Beispiele für den Aderlass beim Tanztheater. Rund 60 Millionen Euro werden in Deutschland jährlich für Tänzergagen an Theatern aufgewendet. Heftig werde auch intern diskutiert, ob jedes Ballett eine kontinuierliche künstlerische Handschrift, also einen festen Choreografen braucht.