Eine Gedenkfeier am Standort der ehemaligen Synagoge an der Friedenstraße erinnerte an die Reichspogromnacht und die Verfolgung der Juden.
Die Friedenstraße ist eine Straße wie so viele in der Stadt. Das Haus Nr. 24 eines wie so viele an dieser Straße. Und gestern legte sich die abendliche Dunkelheit über Straße und Haus wie sie es schon so oft an einem 9. November getan haben dürfte. Während gelbe Herbstblätter von den Straßenbäumen sanft zu Boden rieselten, wurde jedoch klar, dieser Ort ist etwas Besonderes. Hier stand einst eine Synagoge. Bis zur Reichspogromnacht am 9. November 1938.
„Mehrere 100 Synagogen lagen damals in Trümmern, auch die Oberhausener Synagoge wurde an dieser Stelle niedergebrannt”, erinnerte Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz während der Gedenkfeier zur Reichspogromnacht an die fürchterlichen Ereignisse. Albrecht-Mainz: „Es gibt keine kollektive Schuld, aber es gibt eine kollektive Verantwortung, Lehren aus diesem Unrecht zu ziehen.” Sie forderte auf zum Gedenken, Erinnern, Mahnen, Zeichensetzen. Zu einem Signal für ein offenes, friedvolles, couragiertes Miteinander.
Was liegt an einem Tag wie dem gestrigen näher, als auch der Widerstandkämpfer zu gedenken. So las Hartmut Stanke aus den Flugblättern der „Weißen Rose”.
Eindrucksvoll erinnerten Schülerinnen und Schüler der Antifa-AG des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums an die „Menschenjagd”. Die Hetzschriften Hitlers. Die Schicksale einzelner jüdischer Menschen, so dass diese Gedenkfeier bewegend plastische Züge erhielt, die Opfer Gesichter. Was von einem Beitrag Jugendlicher der Lutherkirchengemeinde noch verstärkt wurde. Sie erzählten von den Schicksalen jüdischer Familien aus Oberhausen.
„Auf der Landstraße der Erde” fanden sich die Menschen schließlich wieder, als Michael Witte Nelly Sachs bewegende Lyrik vortrug. Und auf der Straße vor ihnen oder besser auf dem Gehweg legten Dr. Henry Hornstein vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde und Bürgermeister Albrecht-Mainz den Kranz zum Gedenken an die Opfer der Nazis nieder.
Wobei auch ein offener Brief der Aktion „Gesicht zeigen” deutlich machte, wie wichtig es ist, die Zeit des Nationalsozialismus nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In ihrem Brief an die neue Bundesregierung erwähnten die Mitglieder, dass die NPD bei der Bundestagswahl 635 437 Stimmen erhalten habe und jede Stimme mit 85 Cent vergütet würde. Mit diesen Stimmen und denen aus der Landtagswahl erhielte die NPD mehr als eine Million Euro aus Steuergeldern. Wenn man da dann noch sieht, dass, so Clemens Heinrich von der Gedenkhalle, Unbekannte die Synagoge in Dresden mit Hakenkreuzen beschmierten, wird deutlich, wie wichtig der Gedenktag ist.