„Die Täter werden immer aggressiver und dreister", wissen die beiden Kriminalhauptkommissare Johannes Paus von der Kriminalprävention und Ulrich Kenzer als Leiter des Kommissariates, das u.a. Betrugsfälle bearbeitet. Zunehmend solche, die Senioren zum Ziel haben.

Die Zahl der älteren Opfer steigt stetig, rund 2500 Menschen in Oberhausen sind über 80, rund 2000 davon sind Frauen. Erstmals gibt es eine eigene Statistik zu dieser Opfergruppe. Bei denen verfängt vor allem der sogenannte Enkeltrick, der Anrufer mit verstellter Stimme, der große unbekannte Verwandte, der plötzlich in Geldnot ist. Nicht selten werden da – auch in Oberhausen – fünfstellige Beträge ergaunert: „Die Summen sind zum Teil schwindelerregend, 50-, 70 000 Euro kommen vor.”

Zurück bleibt eine betrogene Oma, oft, so Paus, dann schwer traumatisiert: „Ihr ist die letzte Sicherheit genommen worden, die zuhause sicher zu sein schien. Die alten Leute sind entsetzt, dass es keine Ehrfurcht mehr vor grauen Haaren gibt.” Die Dunkelziffer sei hoch, viele meldeten den Betrug nicht der Polizei, weil sie Zorn und Spott der Verwandtschaft fürchten. Auf der betrügerischen Hitliste nach oben klettert derzeit der sogenannte Kanaltrick. Da kommen Firmen gleich mit dem Gesetzbuch unter dem Arm, wonach eine Kamera-Untersuchung der Abwasser-Kanalisation auf dem eigenen Grundstück vorgeschrieben sei. Einen entsprechenden Paragraphen, der dies bis 2015 vorschreibt, gibt es da in der Tat.

Gerade ältere Eigentümer würden regelrecht unter Druck gesetzt und dann mit Rechnungen über fünfstellige Beträge für Leistungen konfrontiert, die in der Regel um die 250 Euro kosten, hat Paus mal ermittelt. Als Lockmittel dienen Ganoven da oft drei Prozent Skonto. Besonders bitter, hier ist eine rechtliche Grauzone erreicht, Kenzer weiß nicht, ob schon Betrug oder allenfalls Wucher vorliegt. Auch die Notwendigkeit von Dacharbeiten wird ähnlich simuliert, dann sündhaft teuer abgerechnet.

„Klassiker” beim Betrug von Senioren ist der sogenannte „Wechseltrick”. „Können sie mir mal..?” Dann ist der Gauner dem älteren Menschen, der in seiner Börse nach Kleingeld fahndet, behilflich und lässt fingerfertig verschwinden, was die Börse vor allem an Scheinen hergibt. Da helfe eigentlich nur unhöflich zu sein, geben Paus und Kenzer unumwunden zu, einfach abzulehnen, Geld zu wechseln.

Immer wieder fallen Senioren auch auf den Nachbartrick rein, man wolle nur was abgeben für den Nachbarn, meist kommen die Eindringlinge zu Zweit, einer lenkt ab, der andere fahndet in den Räumen nach Beute. Übelkeit wird vorgetäuscht, um in Wohnungen zu gelangen, oder man steht plötzlich so dicht vor dem Opfer, dass dieses verschreckt in seine vier Wände zurückweicht, die Täter hinterher.

Viele Verbrecher, die sich nicht selten auch als Mitarbeiter von Versorgungsunternehmen ausgeben, sind nicht ortsansässig, kommen oft aus der Osnabrücker Ecke, weiß Kenzer. Man kennt auch die weitgehende Herkunft, darf sie aber aus Gründen der politischen Korrektheit nicht öffentlich benennen.

Also bleibt nur Aufklärung. Paus, unter 826 4513 zu buchen: „Wir gehen zur Beratung vor Ort, kommen in Kirchengemeinden und zu anderen Treffs älterer Menschen, regen aber immer wieder auch an, den Umgang mit Bargeld innerhalb der Familie zu regeln. Sind noch Angehörige da, müssen sie ihren älteren Verwandten helfen. Und sie vor allem nicht mit Vorwürfen überhäufen, wenn sie tatsächlich mal reingefallen sind.” Da mahnt der Vorbeugeberater ganz eindringlich zu Nachsicht und Verständnis. Sogar noch etwas jüngere Menschen fielen auf Trickbetrüger rein. Bei Senioren aber findet Paus es besonders schädlich: „Die Täter suchen in der Regel keinen Gegner, sondern Opfer.”