Der böse Satz fällt gleich zu Beginn des Gespräches. „Es gibt bestimmte Mechanismen in der Natur, die der Herbst einläutet”, fängt Dr. Annette Perrey vom Tierpark Kaisergarten noch ganz harmlos an.

Um dann arglos anzufügen: „Wir bekommen ja jetzt auch mehr Appetit.” Oh je, denkt man da, das Erbe des Jägers und Sammlers schlägt durch. Vorm Winter braucht der Mensch Reserven in Form von größeren oder kleineren Pölsterchen. Nein, braucht er nicht. Die sollen bloß wegbleiben. Die gönnen wir doch alle den Geschöpfen im Kaisergarten, den Wildtieren, die sie wirklich nötig haben.

Aber die Tiere futtern sich mit nährstoffreichen Leckereien wie Eicheln nicht nur Speck an, ihr Haarkleid wird jetzt auch dicht. „Von einem Fellwechsel kann nicht die Rede sein”, räumt Perrey mit einem Vorurteil auf. Nur die Unterwolle wird dichter. Das sieht man ganz deutlich bei den Wollschweinen. Schafe sind übrigens so eine Angelegenheit für sich. Früher mal haben sie ihre Wolle im Sommer von selbst verloren. Erst als die Menschen ihnen den Wollverlust wegzüchteten, mussten sie geschoren werden. Im Tierpark gibt es noch ursprüngliche Schafe, die ihr Wollkleid im Frühjahr von allein ausziehen.

Im Park leben Wildtiere, die sich natürlich an die Jahreszeiten anpassen. Wie wunderbar der Hirsch angepasst ist, ist überhaupt gar nicht zu überhören. Sein brünftiges Röhren hallt durch den ganzen Garten. „Die Brunft muss jetzt in der fetten Zeit erledigt werden und im Winter abgeschlossen sein”, erklärt Perrey. Das gleiche gilt auch für die Wildschweine, die nun in die Rausche kommen. Wird es kalt und ungemütlich, sind die Tiere wieder unlustig. Kostete Fortpflanzung zu viel Energie.

Bei den Haustieren ist alles etwas anders. Die leben so lange mit den Menschen zusammen, dass sie teils gar keine Unterwolle mehr bilden. Und der Hahn auf dem Mist ist auch nur im Sommer richtig glücklich. Wer weiß schon, dass der Vater aller Hähne, das Bankhiva-Huhn, aus Südostasien stammt. „Hühner können sich gar nicht an den Winter anpassen”, sagt Perrey, da müsse man Vorsorge treffen.

Das tun die Mitarbeiter des Parks jetzt ganz besonders, Vorsorge treffen. Wie heißt es in Rilkes Gedicht Herbsttag: „Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.” Die Tiere haben ihre Häuser längst. Aber: „Die gestalten wir jetzt wind- und wasserdicht.” Und dann würde darin eine „Matte” gemacht, Ein trockenes, warmes Bett aus Stroh.

„Für uns ist der Herbst eine arbeitsreiche Zeit”, sagt Perrey. Ständig müsse Laub weggeräumt werden. Nicht ganz einfach sei auch der Spagat zwischen eigener Fütterung und der Fütterung der Tiere durch die Besucher. Im Sommer, besonders in den Ferien, bekommen die Kaiserpark-Gesellen viel Wildfutter und Möhren. Auf dem Speiseplan des Kaisergartens selbst steht in erster Linie Raufutter wie Gras, Heu, Stroh.

Tja, und was die kleinen Schwarzen Schwäne betrifft, räumt Perrey ihnen keine guten Chancen ein, über den Winter zu kommen. „Der Druck der Beutegreifer ist jetzt groß”, sagt sie. Auch sie müssen die kalte Jahreszeit überstehen. Aber im Teich lauerten außerdem Raubfische. Und selbst große Schildkröten knabberten schon mal so einen kleinen Vogel an. Die Welt ist eben voller Gefahren in der wilden Natur.