Oberhausen. .

Was wünscht man sich zum neuen Jahr mehr als eine gute Portion Glück? Beim Neujahrsfest der Griechisch-Orthodoxen Gemeinde „Heiliger Erzengel” war es am Sonntag im Kuchen eingebacken.

Denn nach griechischer Tradition wird eine Münze in den Neujahrskuchen eingebacken, erklärt Gemeindemitglied Antula Lihitsi. „Wer die Münze in seinem Stück findet, wird dieses Jahr viel Glück haben.” Aus praktischen Gründen wurden dieses Mal zwar Lose mit dem Kuchen verteilt, anstatt die Münze mit einzubacken. Doch die griechischen Familien hätten den Glückskuchen zu Neujahr auch schon in den Familien gegessen, sagt Antula Lihitsi. Ob Münze oder Los – es lief sowieso auf das Gleiche hinaus: Einer bekam am Ende die Extraportion Glück.

Spaß hatten ohnehin alle auf der lebhaften Feier. Dass das Neujahrsfest erst am dritten Sonntag in diesem Jahr stattfinden konnte, ist kein Problem. „Neujahr kann man noch den ganzen Januar über feiern”, findet Antula Lihitsi. Pünktlichkeit werde unter Griechen eben nicht allzu streng genommen, fügt Dimitra Pirgeli augenzwinkernd hinzu. Die Gemeinschaft wird dagegen groß geschrieben. Es sei völlig selbstverständlich, dass jeder etwas zu essen mitbringe. „Das läuft ganz automatisch”, sagt Antula Lihitsi.

Anderen gegenüber sei die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde sehr aufgeschlossen, sagt Dimitra Pirgeli. „Wir nehmen jeden gerne auf.” In der Tat sind bei der Feier keineswegs nur Griechen anwesend, sondern auch mancher Deutscher. Guter Kontakt besteht nicht nur zu den Aleviten, die im selben Haus eine Etage über der Griechischen Gemeinde beheimatet sind, sondern auch zur Katholischen Kirche. Besonders zu St. Pankratius hat die Gemeinde einen guten Draht. Zu vielen Anlässen arbeitet man gerne zusammen; ein leuchtendes Beispiel ist die Nacht der offenen Kirchen.

Den Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde bezeichnen die Mitglieder als ziemlich gut. Auch das Vertrauen in den Priester, Pater genannt, ist sehr groß. Bei persönlichen Problemen darf man sich ihm gerne anvertrauen. Der Ablauf des Gottesdienstes hat sich seit vielen Jahren kaum geändert. Gerade das gebe ihnen Halt, erzählen einige Mitglieder. Pater Panagiotis Karagiouvanis drückt es so aus: „Die Kirche ist da, um die Welt zu verändern, nicht die Welt, um die Kirche zu verändern.”

Derart klare und feste Vorstellungen wechseln sich beim Pater aber genauso mit einer gewissen Leichtigkeit ab, wie bei den anderen Gemeindemitgliedern auch. Nachdem Panagiotis Karagiouvanis bei der Neujahrsfeier aus der Bibel vorgesungen hat, taucht ein fast verschmitzter Ausdruck auf seinem Gesicht auf: Die direkte Überleitung zum Anschneiden des Glückskuchens habe wenig mit dem Glauben zu tun.

Aber es macht Spaß – und so lässt sich auch der Pater natürlich sein Stück Kuchen schmecken.