Die bedrohlichen Ausmaße der Bäume an der Tulpenstraße beunruhigen Anwohner wie Marius Kaltz*. Aufgrund der Baumschutzsatzung kann die OGM jedoch nur einen „pflegerischen Kronenschnitt” vornehmen
Geht es um die stattliche Platane vor seinem Haus, nimmt Marius Kaltz* kein Blatt vor den Mund. „Die ist mir ein wenig unheimlich”, erklärt der 52-jährige Familienvater. Neben dem bedrohlich anmuteten Baum wirkt das gepflegte Einfamilienhaus mit dem kleinen, roten Spitzdach regelrecht zierlich. „Wenn der Sturm hier fetzt und der Baum oder Äste ins Haus fallen, dann ,Gute Nacht, Marie'”, sorgt sich der EDV-Experte.
Noch vor Augen hat Kaltz die Sturmschäden an der Duisburger Straße vor ein paar Jahren. „Ich würde mir wünschen, dass man den Baum auf die Hälfte runterschneidet.” Äste hängen wie Lianen über der Straße, stoßen fast an die Fassade und ragen über das Dach hinaus. Ein regelrechte „Badewanne” entstehe, wenn das Laub die Rinne zwischen den Spitzdächern verstopfe. „Ich muss zweimal im Jahr jemanden zum Reinigen hinauf schicken, ansonsten schießt das Wasser auf den Bürgersteig”, berichtet Kaltz.
Weitere Ärgernisse trägt er vor: Die vom Baum herabfallenden „Kügelchen” mit dem „Juckpulver” verschmutzen die Autos. Die Baumwurzeln heben das Pflaster in der Einfahrt und am Bürgersteig an. Die WBO komme zur Laubabholung, „wenn viel Material noch auf dem Baum hängt”, ärgert sich Kaltz.
Eine radikale Eigeninitiative wie die der Anwohner an der Liricher Straße, die sechs Platanen nach eigenem Gutdünken stutzten (die WAZ berichtete), kommt für ihn nicht in Frage. Vor drei Monaten schrieb Kaltz seine Sorgen an die WBO – mit der Bitte um Weiterleitung. „Es gab keine Resonanz”, klagt er.
„Grundsätzlich werden die Bäume nicht gestutzt, weil dies nicht der Baumschutzsatzung entspricht”, erklärt Ulrich Neßbach von der zuständigen Grünflächenunterhaltung beim Oberhausener Gebäudemanagement (OGM). Das typische Erscheinungsbild eines Baumes müsse erhalten bleiben. Gute Neuigkeiten gibt es dennoch: Die Bäume in der Tulpenstraße bekommen in den nächsten Wochen einen pflegerischen Kronenschnitt verpasst. Trockenholz wird entfernt, ausufernde Äste gekappt. Bei der zweimal jährlich stattfindenden Begutachtung der Bäume sei dies beschlossen worden. Eine radikalere Beschneidung der Platanen könne nur bei einer offensichtlichen Gefährdung durch die Baumkommission (Bezirksvertretung) angeordnet werden, so Neßbach. *Name geändert