In der Liricher Straße haben Anwohner sechs Platanen nach eigenem Gutdünken zurechtgestutzt. Die Erlaubnis soll ihnen das Immobilienmanagement gegeben haben. Bei der Stadt schrillen die Alarmglocken.

Weil sie ihnen Licht wegnehmen, zu viel Laub fallenlassen und den Empfang ihrer Satellitenschüssel beeinträchtigen, haben sich Anwohner an der Liricher Straße zusammengetan und sechs Platanen vor ihren Häusern beschnitten – ohne sich eine Erlaubnis bei der Stadt einzuholen. Dort läuft jetzt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren, denn laut Baumschutzsatzung bedarf jegliches Eingreifen in den Baumbestand einer Genehmigung.

„Kappungen sind nur zur Abwehr einer akuten Gefahr zulässig”, heißt es beim zuständigen Bereich Grünflächenmanagement bei der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM). Hier sei man auf den Fall aufmerksam geworden, weil sich ein Anwohner über das Tun seiner Nachbarn beschwert hatte. „Es sieht schrecklich aus”, sagt der OGM-Mitarbeiter, der seinen Namen lieber nicht nennen will, weil es sich um ein schwebendes Verfahren handle. „Die Bäume sehen jetzt aus wie Gerippe.”

Und wirklich: Erschreckend kahl ragen die Riesen in den blauen Himmel, als wir uns gestern selbst ein Bild vor Ort machen. Anwohner fegen Laub und Gestrüpp zusammen. Letzte Aufräumarbeiten scheinbar nach dem Rundumschlag. Misstrauisch und abwehrend reagieren sie zuerst, werden jedoch immer redseliger und geben dann freimütig zu, sich organisiert zu haben, um dem von ihnen schon lange monierten Missstand endlich Abhilfe zu schaffen.

„Das ist wie im Keller bei uns”, sagt eine Frau, „nie hat man Sonne.” Immer müsse man das Licht einschalten, die Stromkosten seien enorm. „Außerdem können wir wegen der Bäume nicht fernsehen. Die Satellitenschüssel kriegt keinen Empfang.” Weitere Anwohner kommen hinzu, der Ton ist ruppig. „Die reinste Zumutung” wäre es gewesen. „Wir haben die Bäume ja nicht gefällt” rechtfertigt sich ein Mann, „die schlagen im Frühling doch wieder aus”. Sie alle wollen anonym bleiben. Nur den Namen des Nachbarn, der sich bei Stadt und WAZ gemeldet hat, den wüssten sie gerne. „Der hat die Äste bestimmt nicht vor seinem Fenster gehabt”, sagt eine Frau.

1500 Euro haben sie es sich kosten lassen, die störenden Äste zu entfernen. Nun wollen die Anwohner das Geld von der Immobilienfirma Curanis, auf deren Grundstück die Platanen sich befinden, zurück haben. Schließlich hätten sie sich dort bei einem Mitarbeiter die Erlaubnis eingeholt. Sogar ein Container sei ihnen in Aussicht gestellt worden – jedoch nie geliefert worden. Bei Curanis wollte sich gestern niemand zur Sache äußern.

Bei der OGM zeigte man sich überrascht darüber, dass Curanis eine Erlaubnis gegeben haben soll. Bisher habe es mit dem Immobilienmanagement keine Schwierigkeiten gegeben. Neben der Ordnungswidrigkeit sieht man hier weitere Probleme: „Auf mittelfristige Sicht haben sich die Anwohner keinen Gefallen getan. Durch das Schneiden haben die Bäume Schaden davongetragen. Jetzt haben Feuchtigkeit, Pilze und Bakterien freie Bahn.”