Oberhausen. . Beim Stadtgespräch beschwerten sich Bürger über die Licht-Situation auf ihren Straßen. Stadt bessert bis 2018 bei den Laternmasten nach.

Die Bürger fanden deutliche Worte, um die Situation auf einigen Straßen in „Dunkelhausen“ zu beschreiben. „Ich gehe abends nicht mehr allein auf die Straße, weil es stockdunkel ist“, berichtete eine Frau. „Ich beobachte Leute, die abends in der Mitte einer Straße laufen, um sich sicher zu fühlen. Dort ist es hell, aber nicht auf dem Bürgersteig“, berichteten andere Teilnehmer des Stadtgesprächs unter dem Motto „Zappenduster oder helles Licht in dunkler Jahreszeit?“. Zu der Veranstaltung hatten die WAZ-Redaktion, Volkshochschule und „Arbeit und Leben“ eingeladen.

„Ich habe fast einen Fußgänger überfahren, als ich von der Straße auf unser Grundstück abbiegen wollte“, schilderte ein weiterer Oberhausener die Licht-Kulisse in seiner Straße nach der Umrüstung der Straßenlaternen auf LED-Technik. „Bei uns ist das hervorragend gelungen“, wusste dagegen ein Oberhausener zu berichten, „ich bin sehr zufrieden. In der Sonnenscheinstraße ist alles gut.“ Der Name ist halt Programm.

Stadt und OGM räumen Kardinalfehler ein

In diesem Spannungsfeld bewegen sich die Probleme, nachdem die Stadt 2014/15 die 8800 Laternen auf 787 Straßen in Oberhausen mit modernen LED-Leuchten ausgerüstet hat. Warum die Stadt überhaupt diese Maßnahme durchführte, erläuterte Planungsdezernentin Sabine Lauxen auf dem Podium. Die bisher verwendete Quecksilberdampfleuchte werde nicht mehr produziert, zudem ergäben sich durch LED-Lampen Stromspar- und Umweltvorteile (geringerer Kohlendioxid-Ausstoß, keine Verwendung von Quecksilber).

Den Kardinalfehler, den sowohl Sabine Lauxen als auch Hartmut Schmidt, Geschäftsführer der Oberhausener Gebäudemanagement GmbH, einräumten: Weil die Stadt Fördermittel des Bundes abgreifen wollte, ergab sich Zeitdruck. „Wir hätten das austesten müssen, aber der Fehler ist gemacht worden“, sagte Schmidt.

„Wir mussten Prioritäten setzen“, erklärte Lauxen, „und das hieß: Machen, und zwar bis Ende 2015 nach Vorgabe des Geldgebers alle Lampen austauschen und die Fördermittel bekommen.“

2,8 Millionen Euro habe die Umrüstung gekostet, 600 000 Euro davon waren Zuschüsse vom Bund, erläuterte Lauxen. Auch durch die Nachbesserungsarbeiten, die bis Mitte 2018 abgeschlossen sein sollen und rund 1,5 Millionen Euro kosten sollen, „geben wir nicht mehr Geld aus als geplant, wir geben es nur in kürzerer Zeit aus“, sagte Lauxen, „ohne besagte LED-Technik-Umrüstung hätte das Ganze nur länger gedauert“. Denn eine Umrüstung stand ohnehin an. Und schon vorher sei klar gewesen, dass in der Kürze der Zeit nicht ohne Fehler gearbeitet werden könnte, dass nachgebessert werden müsse.

Hektik bei den Fördermitteln

Auf die Frage von WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak, warum denn 2013 eine solche Hektik bei den Fördermitteln entstanden sei und ob die Stadt das nicht länger im Voraus habe wissen können, antwortete Sabine Lauxen, dass sie nicht mehr so genau wisse, wie das damals war. „Jeder hätte so entschieden, um die Fördermittel zu bekommen“, rechtfertigte Schmidt die Entscheidung des damaligen Oberbürgermeisters Klaus Wehling und des Rates.

161 Straßen stehen nun auf der Beschwerdeliste, die die OGM derzeit abarbeitet. Das Problem, das für die Dunkelheit sorgt: Die Masten stehen an einigen Stellen in einem zu großen Abstand voneinander und/oder sind nicht hoch genug. Denn die LED-Leuchten selbst seien nicht das Problem, wie Gutachter und Licht-Ingenieur Christoph Heyen bescheinigt: „Die Stadt hat die beste Leuchte ausgewählt und es war richtig, dass sie die Fördergelder abgeschöpft hat.“ Die Mängel gelte es zu beseitigen.

Masthöhe und Straßenbreite müssen gleich sein 

Auch, wenn einige Bürger das vielleicht lieber anders hätten: „Die Straßenbeleuchtung ist nicht dazu da, um private Hauseingänge oder Zufahrten zu beleuchten“, erklärte Christoph Heyen, Ingenieur für Lichttechnik, beim Stadtgespräch. Gleichwohl betonte Planungsdezernentin Sabine Lauxen, dass die Straßenlaternen selbstverständlich auch den Gehweg für Fußgänger ausleuchten müssten und nicht nur die Straße. Dass es dort vor allem taghell erleuchtet ist, während der Bürgersteig im Finsteren liegt, dieser Eindruck entsteht derzeit zu Recht an einigen Straßen.

Warum das so ist, erklärte Heyen, der nach der Umrüstung als Gutachter im Auftrag der Stadt die Probleme in Oberhausen analysierte. So habe es sich früher bei den Straßenlaternen um Kegelaufsatzleuchten gehandelt, die Streulicht abgegeben hätten. Bei den LED-Leuchten handle es sich um lichtlenkende Technik, die das Licht gezielt auf Straße und Gehweg lenke. Das funktioniere aber nur, wenn die Straßensymmetrie berücksichtigt werde.

Am Beispiel der Goethestraße machte Heyen das Problem deutlich: Bei einer Straßenbreite von sechs Metern stehen dort vier Meter hohe Laternenmasten in einem Abstand von jeweils 52 Metern. „Das kann nicht klappen“, erklärte der Ingenieur. Um Straße und Bürgersteig auszuleuchten, müsste das Verhältnis von Masthöhe (Lichtpunkthöhe) zu Straßenbreite gleich oder fast gleich sein. Im Falle der Goethestraße hat er zur Nachbesserung empfohlen, die Masten auf 5,50 Meter zu erhöhen und ihren Abstand auf 26 Meter zu verringern. Wenn solche Maßnahmen bei allen reklamierten Straßen durchgeführt werden, „dann hören die Klagen auf“, sagte Heyen.