Sie schlafen auf verschwiegenen Parkbänken, in Passagen oder dunklen Ecken am Rande von Parks oder den Innenstädten. Beim derzeitigen Wetter praktisch ein Ding der Unmöglichkeit. Was passiert mit den Obdachlosen in unserer Stadt, wenn die Temperaturen auf zweistellige Minusgrade purzeln?
Wir haben nachgefragt, Hans Georg Poß, Leiter des städtischen Bereiches Jugend und Soziales, hat uns an die Diakonie verwiesen. Seit 15 Jahren gibt es einen Vertrag zwischen Stadt und Diakonie, die öffentliche Hand zahlt (weitgehend), die Fachkräfte kommen aus dem kirchlichen Bereich.
Frank Bremkamp leitet die Abteilung „Gefährdetenhilfe” bei der Diakonie. Hinter dem schrecklich bürokratisch klingenden Wort verbirgt sich wenig Schreibtisch und ganz viel Praxis – in der zentralen Beratungsstelle an der Ecke Grenz-/Stöckmannstraße und auf der Straße als Streetworker, „aufsuchende Sozialarbeit” genannt. Die Umfelder der Bahnhöfe, Berliner Park und Volkspark, hier sind die meisten Obdachlosen unserer Stadt „zuhause”, tagsüber. Hierhin kommen die Streetworker, bieten Hilfe an vor Ort. Frank Bremkamp ist aktiv dabei. Die zentrale Beratungsstelle ist an den Werktagen bis nachmittags geöffnet, jetzt ob des Wetters auch an Samstagen und Sonntagen. Eine heiße Mahlzeit, Kaffee, warme Kleidung werden bereitgehalten. Manchen Obdachlosen reicht es, sich einfach mal ein, zwei Stündchen aufwärmen zu können. Betreutes Wohnen und ambulante Wohnberatung werden angeboten, um wieder in ein normales Wohnen zurückzufinden. Und die Menschen werden bei Bedarf an die städtischen Notunterkünfte Bahnstraße und Wewelstraße überwiesen. Wenige machen trotz der Kälte davon Gebrauch, die meisten seien bei Bekannten untergekommen für ein paar Nächte.
„Eine Handvoll sind aber hardcore”, weiß Bremkamp, „die bleiben auf Platte. Sie haben Angst, dass andere ihnen sonst den Platz wegnehmen. Sie halten sich bedeckt, andere Obdachlose erfahren nicht, wo sie auf Platte sind.” In der Anonymität fühlten sie sich auch sicherer, schwere Übergriffe gibt es hier kaum, einmal wurde einem Obdachlosen der Schlafsack angezündet, während er schlief. Bremkamp stimmt zu, dass dies als Mordversuch zu sehen ist. Andere wiederum suchen, wenn es die Temperaturen zulassen, auch nachts öffentliche Stellen, Passagen etwa in der Innenstadt. Sie fühlten sich sicherer, wenn sie von der Öffentlichkeit beobachtet sind, wenn auch mit kritischen, oft zornigen Augen. Die sogenannten „Berber” sind nicht gut gelitten, wenn sie ihr Nachtlager mitten in der Stadt aufschlagen.
Auch die Caritas hat mit Gleis 51 im Wilhelm-Knappmann-Haus am John-Lennon-Platz eine täglich geöffnete Anlaufstelle, warmes Essen, Kleidung, Beratung nur in Ausnahmefällen. Man weiß die Obdachlosen von den Kollegen gut beraten. In Oberhausen funktioniert die Ökumene auch „auf Platte”.