Oberhausen. . Unterwegs während der „Kunstlicht“-Nacht zu drei von 17 geöffneten Kreativwerkstätten. Von Malerei und Schnitzkunst zu effektvollen Kompositionen.

  • Selbst der seltsame Held der allerersten Pink-Floyd-Single war bei „Kunstlicht“ dabei
  • Jedenfalls öffnete Ralf Schumann einen Künstlerhaushalt mit besagtem „Arnold Layne“
  • Neben Damenwäsche präsentierte die Ateliernacht auch Gemälde und Skulpturen in Fülle

„Kunstlicht“ heißt in Oberhausen der Tag der offenen Künstler-Ateliers. Am Samstagabend präsentierten sich wieder 17 Kunstwerkstätten im ganzen Stadtgebiet. Wir schauten in drei Ateliers vorbei.

Nicole Tenge von der Reuterstraße in Styrum ist noch neu in der Oberhausener Szene. „Ich war schon immer kreativ, habe schon als Kind gern gemalt und gebastelt“, berichtet sie. Mit der Acrylmalerei hat die 46-Jährige erst 2010 begonnen, nach einem Workshop in Issum. Ihr Atelier öffnete sie am Samstag zum ersten Mal, war gespannt darauf, wie das beim Publikum ankommen würde. Zwei Schwerpunkte hat die Finanzbeamtin: abstrakte Malerei und Porträts.

Für die Weihnachtsausstellung der Galerie KiR im Dezember entwarf sie ein Stillleben: Vor einer Kulisse aus Meer und Horizont schwimmt eine rote Struktur, die aufgeklebt ist, ein Deckchen. „Das Wasser symbolisiert dabei die Stille, das Deckchen das Leben“, berichtete sie. Außerdem faszinieren sie Menschen. Meist dienen ihr Fotos als Vorlagen für Porträts. „Aber sie müssen mich ansprechen“, sagt Nicole Tenge. Dann gehe sie an die Herausforderung heran, die Wirkung der Augen, die Tiefe der Mundpartie und das Wechselspiel von Licht und Schatten um die Nase festzuhalten.

Marion und Peter Reuther (beide 56) aus Königshardt arbeiten schon seit Ende der 1990er Jahre künstlerisch zusammen. Sie malt große Formate von mindestens einem Quadratmeter Größe. Peter Reuther, von Hause aus Holztechniker, verarbeitet edle Hölzer zu Skulpturen, etwa zu aufstellbaren Groß-Buchstaben oder zu Körpern in Yoga-Position. Marion Reuther hat es die pralle Weiblichkeit angetan, wenn sie nicht abstrakt malt. Allerdings malt sie selten fotorealistisch, sondern in knalligen Farben.

Seit drei Jahren haben die Reuthers Atelier und Werkstatt an der Fahnhorststraße in Osterfeld. Auch sie waren jetzt erstmals bei „Kunstlicht“ dabei. Spontan fand sich ein Jazz-Trio aus der Nachbarschaft, die „Jazz-Halunken“ mit Gitarrist Willy Uthmann, Bassist Michael Henke und Saxophonist Michael Lindner, um die Ausstellung mit Standards wie „All of me“ oder „Satin Doll“ zu untermalen.

Plüsch-Pferd trägt Rock und Dessous

Ein ganz anderes Kunstverständnis hat Ralf Schumann in dem von ihm seit 30 Jahren am Ortsrand von Sterk­rade, an der Horststraße, bewohnten Altbau. Der 56-jährige gelernte Sozialarbeiter und Ex-DJ bevorzugt mittlerweile als Klangkünstler die leisen Töne. Seine Wohnstätte präsentierte sich von außen im Disco-Licht. Auch im Innern drehten sich unzählige kleine Lichter an Wänden und Decken. Dazu spielte er von seiner „guten Stube“ aus Klänge wie von einem Synthesizer ein. „Sich selbst modifizierende Rückkopplungen verschiedener Effektgeräte“, so bezeichnet er seine Technik, in deren Mittelpunkt ein großes Mischpult steht: Klänge, mit denen man Naturaufnahmen oder Bilder aus dem All vertonen könnte. „Atmosphäre ist das, worauf es mir im Leben ankommt“, sagt er.

Ein großes Plüsch-Pferd nebenan, dessen Hinterlauf mit einem Rock und Damenunterwäsche bekleidet ist, weist auf seinen Mitbewohner „Arnold Layne“ hin, den berühmten Kleiderfetischisten, dem die britische Rockband Pink Floyd ihre erste Schallplatte gewidmet hatte. Der von Syd Barrett besungene Antiheld sei, versichert Schumann, seit einigen Jahren sein Hausgenosse und habe sich im Haus ein Zimmer eingerichtet, in dem es nur so von Dessous, Seidenstrümpfen und BHs wimmelt – alles so angeordnet, als habe eine Dame dort ihr Schlaf- und Ankleidezimmer.

Ralf Schumann selbst liebt das Kickerspiel. In seiner Kickerküche hat er einen Teil der Wand freigelegt und bewahrt die Struktur als „zeitgenössische Komposition“.