Oberhausen. . Eine Regie- und Filmmusik-Legende gastierte am Wochenende in Oberhausen. John Carpenter tauschte Hollywood mit dem Ruhrgebiet.

  • Immer mehr Filmmusik-Komponisten drängt es auf die Bühne
  • John Carpenter gastierte am Wochenende in Oberhausen
  • Die meisten seiner Horror- und Fantasy-Filme hat er selbst musikalisch vertont

Halloween ist vorbei, nur in der Turbinenhalle gibt es eine Zugabe: Dafür sorgt ein Mann, den man normalerweise nicht auf einer Konzertbühne vermutet. Regie-Legende John Carpenter tauschte am Samstagabend sein Studio in Hollywood gegen die alte Industriehalle in Oberhausen ein. Denn der Meister, der 1978 den Slasher-Klassiker mit Jamie Lee Curtis schuf, hat die meisten seiner Horror- und Fantasyfilme auch musikalisch vertont.

So brummt ordentlich der Synthesizer, wenn der Meister eher unspektakulär die Bühne betritt: Seine langen grauen Haare sind zu einem Zopf zusammengebunden. Im Jubel der knapp 1000 Fans reckt er die Faust in den verdunkelten Raum – und lässt seine Finger auf die Tasten seines Keyboards fallen. John Carpenter begrüßt die Fans mit der Hauptmelodie der Klapperschlange, jener stilprägender Science-Fiction-Geschichte mit Kurt Russell aus den 1980er-Jahren. Ein bisschen Cyberpunk wird lebendig!

Im April spielte Hans Zimmer in der Arena

Immer mehr Filmmusik-Komponisten drängt es auf die Konzertbühne: Im April spielte Hans Zimmer („Fluch der Karibik“) in der Oberhausener Arena, im kommenden Jahr geht auch Kollege James Newton Howard („Die Tribute von Panem“) auf Tournee. Das Interesse daran ist groß, weil trotz üppiger Fangemeinde solche Konzerten in der Vergangenheit selten waren. Produzenten glaubten nicht an die Live-Tauglichkeit der eigens für den Film geschriebenen Melodien. Ein Trugschluss. Carpenter hält seine Bühnenpräsenz begrenzt. Er spielt in der Turbinenhalle sein einziges Deutschland-Konzert. Und er mischt Filmbilder zu seiner Live-Musik. Kult-Streifen am Akustik-Fließband: „The Fog“, „Assault“, „Sie leben!“ Drei Gitarristen, ein Schlagzeuger und sein Sohn Cody am Synthesizer begleiten die musikalische Horrorshow. Zwischendurch gibt es Einspielungen seines Rock-Synth-Albums „Lost Themes“, das nicht aus einem Film stammt.

Wer hört zu? Fans in Film-Shirts, Leute in Heavy-Metal-Kutten und Normalos wippen zu den Klangteppichen, die Carpenter sehr rockig-eingängig interpretiert. Auf verquastetes Sounddesign verzichtet der 68-Jährige beinah komplett. Das Konzert ist überraschend schmissig und auch für Fans geeignet, die mit Film und Kino nicht so viel anfangen können - eine Show mit Rock, Horror und Bildern.

„Ich liebe einfach Horrorfilme - Horrorfilme werden immer leben“, sagt der 68-Jährige, um dann dieses nervenzerreibend einfache Keyboard-Wechelspiel anzustimmen. Seine berühmte Halloween-Melodie verwandelt die Turbinenhalle in ein schaurig-schönes Jubelmeer.