Oberhausen. Zahl der Ausbildungsstellen und Interesse sind gesunken. Manche werben junge Fachkräfte ab und nicht alle Firmen sind in der Lage, Stellen anzubieten.

  • Stand Ende September haben 100 junge Menschen weniger eine Stelle bekommen als 2015
  • Wirtschaftliche Lage von Betrieben verhindert teilweise das Angebot einer Ausbildung
  • Vor allem für technische Berufe sinkt das Interesse bei den Schulabgängern

Eine Ausbildung ist bei jungen Leuten immer unbeliebter. Was bereits in den vergangenen Jahren ein bestehendes Problem war, hat sich nun weiter verschärft. Nur 2048 Oberhausener Schulabgänger interessierten sich über die Berufsberatung im vergangenen Ausbildungsjahr für eine Stelle. 109 weniger als 2015. 240 Bewerber gingen trotzdem leer aus, weil weniger Betriebe neue Auszubildende einstellen.

Stadt, Jobcenter, Arbeitsagentur, Kammern, Unternehmerverbände und Gewerkschaften wollen gegen diesen Trend vorgehen. „Es kann nicht sein, dass auf einen potenziellen Auszubildenden aktuell nur 0,5 Stellen kommen und manche Betriebe die fertig ausgebildeten Leute abwerben, obwohl sie selbst nicht ausbilden“, kritisiert Dieter Hillebrand, DGB-Regionsgeschäftsführer. Das gibt es häufiger in der Versicherungswirtschaft. Der Vorschlag der Gewerkschaft, dass die Ausbildungsunternehmen einen Zuschuss erhalten und die nicht ausbildenden Firmen zahlen, hat sich nicht bewährt. Dies wäre die harte Lösung.

Nicht alle Betriebe können ausbilden

Einige Unternehmen, die keine Ausbildung anbieten, sind finanziell oder logistisch nicht dazu in der Lage. Etwa Kioske oder Zwei-Mann-Betriebe, die aber in die Statistik des Arbeitsamtes mit eingehen. Laut dieser bilden zurzeit nur 21,6 Prozent der Oberhausener Firmen aus. Metall- und Elektrofirmen haben mit der Energiewende zu kämpfen, sagt Elisabeth Schulte vom Unternehmerverband Ruhr-Niederrhein. „Außerdem finden viele Exportunternehmen auf dem südeuropäischen Markt oder in Krisengebieten weniger Abnehmer“, erklärt Schulte. Auch, wenn der demografische Wandel nicht an ihnen vorbeigeht.

Denn laut Statistik der Arbeitsagentur Oberhausen werden in den nächsten zehn Jahren 12 500 Arbeitnehmer in den Ruhestand gehen. „Die Firmen, die nicht ausbilden, schaden ihrer eigenen Zukunft“, sagt Hans Michaelsen, Geschäftsführer der Aus- und Weiterbildung der IHK zu Essen dazu. Auch, wenn er feststellt, dass es nicht in allen Bereichen ein Rückgang gab. Bei den Oberhausener Versicherungen wurden 17 neue Verträge unterschrieben, 2015 waren es nur acht. Auch im Einzelhandel und der Gastronomie gibt es ein Plus. Das negative Beispiel liefern technische Berufe (minus 20 Prozent neue Verträge). „Betriebe stellen aber teilweise hohe Anforderungen an ihre Auszubildenden“, weiß Michaelsen. Zum Teil haben Betriebe schlechte Erfahrungen gemacht.

Die Arbeitsagentur appelliert insgesamt, dass sich Schüler frühzeitig um Stellen bemühen sollen und Betriebe sie rechtzeitig melden. So kämen beide Seiten zusammen.