Oberhausen. . In Oberhausen hat sich der Verein „Autismus - einfach anders“ gegründet. Dort sollen sich auch betroffene Menschen ganz zwanglos treffen können.
- Autismus wird oft mit dem Film „Rain Man“ verbunden, hat aber nichts damit zu tun
- Autisten haben Probleme beim Knüpfen von Kontakten und mit der Kommunikation
- Die Mitglieder des neuen Vereins wollen sich einmal im Monat treffen
„Autismus - einfach anders“ haben Oberhausener einen Verein genannt, den sie im Oktober gründeten. Wichtigste Ziele des Vereins sind es, Menschen mit und ohne Autismus zusammenzubringen, Autisten die Möglichkeit zu geben, sich zu treffen und außerdem Fixpunkt für Eltern wie Angehörige zu sein.
Vorstandsmitglied Silvia Prochnau vermisst Anlaufstellen für betroffene Menschen. „Im Herzen vom Ruhrpott sind wir der einzige Verein für Autisten“, sagt sie.
Langer Leidensweg
Die Oberhausenerin ist Mutter eines Sohnes, bei dem das Asperger Syndrom, eine Form des Autismus, festgestellt wurde. Sie spricht von Leidenswegen für Eltern und Kinder, bis einmal eine Diagnose da ist. „Bis dahin ist im Zweifelsfall immer die Mutter Schuld“, sagt sie. So habe ein Arzt eine Entwicklungsverzögerung ihres damals zweieinhalbjährigen Kindes damit erklärt: „Das ist kein Wunder, sie gehen ja arbeiten.“ Doch Silvia Prochnau ließ sich nicht einschüchtern. „Da war ja noch die acht Jahre ältere Schwester unseres Sohnes, und die war der absolute Überflieger trotz berufstätiger Mutter“, sagt sie.
Den Vereinsmitgliedern ist es wichtig, zu vermitteln, was Autismus ist. Damit Diagnosen schneller gestellt werden und die Menschen auch mehr Verständnis entwickeln können. „Die meisten Leute denken bei Autismus an den Film ,Rain Man’“, sagt Silvia Prochnau. Aber „Rain Man“ ist kein Autist, sondern ein „Savant“. (Gelehrter): Er verfügte durch eine Anomalie seines Gehirns über eine besondere Begabung. Auch Autisten könnten durchaus Inselbegabungen, also besondere Fähigkeiten, besitzen und sie seien oft ganz normal intelligent. „Sie sehen auch aus wie alle anderen“, sagt Silvia Prochnau. Gerade diese Tatsache mache es Menschen so schwer zu verstehen, dass sie eben doch „einfach anders“ sind und deshalb würde der Autismus oft erst spät erkannt.
„Autisten sind sehr ehrlich und offen, sie lügen nicht“, sagt Silvia Prochnau. Aber diese Ehrlichkeit könne natürlich für andere irritierend sein. „Sie haben Schwierigkeiten bei der Kontaktaufnahme“, nennt die Mutter ein weiteres Merkmal. Die Kommunikation ist auch nicht so ganz einfach. Es gebe bei Autisten nichts Unausgesprochenes, was hinter den Worten stünde. Wenn ein Kind zum anderen sage, du hast einen Vogel, dann wisse das andere Kind, was gemeint sei. Ein Autist aber würde überlegen, wieso, wo habe ich einen Vogel?
Probleme mit Alltagskompetenzen
Oft gebe es Probleme mit Alltagskompetenzen wie dem Busfahren. Oder jetzt zu St. Martin bei Martinsumzügen, weil die Kinder keine Menschenansammlungen mögen. Sie sind aufgrund einer Reizfilterschwäche sehr lärmempfindlich. Autisten hören alles gleich laut. „Sie können auch keinen Blickkontakt ertragen“, sagt Ute Schneider. Sie ist Vereinsmitglied und mit einem Autisten verheiratet. Auch ihre beiden Kinder leiden an einer autistischen Störung. Ihr Sohn (14) machte so schmerzliche Erfahrungen mit der Schule, dass er sich weigerte, dort noch weiter hin zu gehen. Er besucht jetzt eine Internet-Schule. Der Sohn von Silvia Prochnau geht in die neunte Klasse eines Gymnasiums. Weil er auch noch an epileptischen Anfällen leidet, unterstützt ihn eine Schulbegleiterin.
Ute Schneider erzählt noch, dass bei ihrem 57 Jahre alten Mann der Autimus sogar erst kürzlich festgestellt worden sei. Silvia Prochnau sagt darauf zu ihrem Treffen: „Bei uns sind auch Verdachtsautisten willkommen.“