. Kulturaussschuss empört über unkritischen Text der Denkmalbehörde. Linke sehen den Rest der Anlage als „Mahnmal“ in der Obhut der Gedenkhalle.
- Das Ehrenmal auf der Emscherinsel wurde erbaut, um die Hitler-Putschisten von 1923 zu ehren
- Der zentrale Rest einer NS-Protzanlage steht seit September in Oberhausens Denkmalliste
- Den Kulturausschuss empörten unkritische Formulierungen des amtlichen Denkmalblattes
Generationen fußballbegeisterter Oberhausener Kinder kennen das Gebäude als Umkleidekabine: Seit September ist es in der Denkmalliste eingetragen – als „Baudenkmal Ehrenmal Lindnerstraße“. Der Kulturausschuss darf diese Entscheidung der Denkmalbehörde zwar nur zur Kenntnis zu nehmen, sieht diese Einstufung aber äußerst kritisch – und war über die textliche Begründung im Denkmalblatt über alle Parteien hinweg sogar einmütig empört.
„Das liest sich wie eine Architektur-Broschüre aus dem tausendjährigen Reich“, meinte Volker Köster (Linke). Und genau das ist die Vorgeschichte des Baus – heute inmitten von Trainings-Plätzen auf der Emscherinsel nahe dem RWO-Stadion. Die Anlage entstand 1938/39 nach Plänen des Architekten Herman Gehrig (erster Preisträger des damaligen Wettbewerbs mit 59 eingereichten Entwürfen). Sie sollte neben den „Helden des Weltkrieges“ auch die „Gefallenen der Bewegung“ ehren – gemeint waren die Teilnehmer des gescheiterten Hitler-Putsches von 1923.
Bronzetafeln wurden nie angebracht
Mit ihrer Freitreppe und zwei hoch aufragenden, in den 60er Jahren abgerissenen Stelen war das Ehrenmal angelegt als typische NS-Einschüchterungs-Architektur. Im amtlichen Denkmalblatt ist von einem „Zeugnis für die Gedächtnis- und Denkmalkultur in der Zeit des Nationalsozialismus“ die Rede.
Zur Innenausstattung zählte ein Sarkophag, darüber ein drei mal acht Meter messendes Mosaik, das einen Adler zeigte. Bronzetafeln mit den Namen der Weltkriegs- und NS-„Helden“ wurden 1939 nicht mehr angebracht. Erklärung: „Vermutlich war das Material für Rüstungszwecke wertvoller.“ Auch zu einer festlichen Einweihung ist es durch den Zweiten Weltkrieg nie gekommen. „Es gibt auch keine Dokumente über Massenaufmärsche“, erläuterte Clemens Heinrichs. Der Leiter der Gedenkhalle sprang für den – verspätet im Ausschuss eintreffenden – Sprecher der Denkmalbehörde ein. „Als Denkmal kann man es nicht unkommentiert stehen lassen. Man muss es eindeutig kommentieren.“
Köster formulierte daraus gleich einen Antrag, das NS-Ehrenmal als „Mahnmal“ unter die Obhut der Gedenkhalle zu stellen. Als Andreas von Scheven von der Denkmalbehörde im Technischen Rathaus doch noch erschien, dimmte er nur etwas die Empörung über den kritiklosen Behörden-Text zur „Reichsparteitags-Architektur“, wie Manfred Flore (SPD) süffisant formuliert hatte. „Welche Bedeutung soll das für die Stadtgeschichte haben?“ Von Scheven versprach: „Am Forschungsstand wird sich noch einiges ändern.“ Zudem könne man künftig auch Führungen anbieten.