Oberhausen. Eine lange Mängelliste sieht das Jugendparlament an Schulen. Vor allem beim digitalen Unterricht hinkt nicht nur Oberhausen hinterher.
- Das Jugendparlament vermisst schnelle Computer und Wlan in allen Schulen
- Auch der fürs Abitur notwendige Fachunterricht fällt viel zu häufig aus
- Die Milliarden schwere Investitions-Initiative des Landes und des Bundes wird begrüßt
Langsame Computer, zu wenige digitale Geräte, keine digitalen Schultafeln (Whiteboards), kein Wlan, eine zu geringe Zahl an Räumen, Lehrer, die von neuen Medien wenig Ahnung haben, und zu viele ausfallende Fach-Unterrichtsstunden – die Mängelliste der Vorsitzenden des Jugendparlaments (Jupa) zu den Zuständen an Oberhausener Schulen ist lang.
Deshalb begrüßen die beiden im Juni vom dritten Jugendparlament gewählten Vorsitzenden, Ricard Kötter und sein Stellvertreter Alexander Makrlik beim Besuch in der Redaktion, dass Bund und Land insgesamt sieben Milliarden Euro für Schulgebäude und die Digitalisierung des Unterrichts in den nächsten vier bis fünf Jahren zugesagt haben.
Beim Landesprogramm „Gute Schule 2020“ sollen die Schulgebäude selbst saniert werden – mit Billig-Krediten der NRW-Bank, die das Land bezahlt. Oberhausen erhält hier insgesamt 30 Millionen Euro. Der Bund spendiert bis 2021 insgesamt fünf Milliarden Euro, um alle Schulen mit Breitbandanbindung, Wlan und Geräten zu versorgen. Die Länder sollen die Lehrer fürs digitale Unterrichten fit machen. Auf Oberhausen dürften rechnerisch 15 Millionen Euro entfallen.
Kötter hat bei Schulbesuchen in den in dieser Hinsicht modernen Niederlanden erlebt, was alles im Klassenzimmer möglich ist: „Schüler können ihre Quartalsnoten immer per Computer einsehen; Unterricht machen Lehrer mit dem Programm Power-Point und senden die Unterlagen per Mail zu.“ Digital können holländische Schüler auch die Unterrichtsplanung und Vertretungsorganisation einsehen. Wenn Unterricht ausfällt, wissen das die Schüler sofort und können entsprechend später zur Schule radeln. „Wir benötigen in Deutschland keine Handyverbote an Schulen, sondern müssen die Nutzungsrechte für digitale Medien bestimmen“, fordert Kötter.
Alexander Makrlik ärgert sich, dass an Oberhausener Schulen Computer mit dem alten Betriebssystem Windows XP laufen. „Sie benötigen sieben Minuten, um hochzufahren und fünf Minuten, um abzuschalten, da ist eine 45-minütige Unterrichtsstunde schnell vorbei.“ Schreibtisch-Computer halten die beiden Jugendparlamentarier für veraltet – die Idee aus dem Rat sei richtig, alle Schüler mit Tablets auszustatten – inklusive digitalen Unterrichtsmaterialien.
Was möglich wäre, wenn die Kommunen genug Geld hätten, erlebt Makrlik an seinem Sophie-Scholl-Gymnasium. Nach einer Überflutung wurden die Keller-Unterrichtsräume auf den neuesten Stand gebracht. „Die sind hell, die sind toll, doch oben unter dem Dach zieht es aus den Fenstern. Da sitzen wir im Winter in unseren Mänteln, um den Unterricht zu verfolgen.“
Mangelhaft finden die obersten Jugendparlamentarier auch die Versorgung mit Lehrern an den Schulen. „In Oberhausen fällt viel zu viel Unterricht aus. Sobald ein Lehrer krank ist, gibt es keinen Ersatz“, sagt Makrlik. Zunächst finden das nicht wenige Schüler gut. „Doch je näher es zum Abitur geht, desto mehr fühlen sich Schüler nicht genug vorbereitet“, sagt Kötter. Und ganz wie ein Profi-Politiker meint Makrlik: „Jede Stunde, die ausfällt, ist eine Stunde zuviel.“