Ein Leben lang bei der Post angestellt, ist Erwin Wagner nun einen Tag in der Woche für den Seniorenbeirat tätig. Der Sprecher des Beirates organisiert auch Wanderungen, Skatrunden und macht Besuche bei Ehemaligen.
Das „Wir” ist ihm wichtiger als das „Ich”. Nur ungern spricht Erwin Wagner ausschließlich von sich selbst. Lieber hebt er die gemeinsame Arbeit hervor, spricht gern von der „Postfamilie”. Um den Zusammenhalt dieser Familie bemüht sich auch der Seniorenbeirat der Post, dessen Sprecher der 63-Jährige ist. Der „Sprecher” ist ihm lieber als der „Vorsitzende”. Deshalb schildert Erwin Wagner auch lieber die Aktivitäten des gesamten Seniorenbeirats. Es würden Reisen organisiert, Gymnastik, Wandern, Skat- und Romme´kreise angeboten. Außerdem mache der Seniorenbeirat Besuchsdienst bei den über-70-jährigen ehemaligen Postangestellten. Über 450 Menschen würden so in Oberhausen betreut. Ob es um Hilfe bei Pflegeanträgen, Erstattungen bei der Krankenkasse oder einfach nur um Unterhaltung geht, Erwin Wagner und sein Team sind zur Stelle. „Aber wir drängen uns nicht auf und bieten nur unsere Hilfe an”, möchte er klarstellen. Geholfen werde auch den Angehörigen von ehemaligen Mitarbeitern. Zu manchen baue man sogar ein persönliches Verhältnis auf. Zurzeit betreut Erwin Wagner noch einen älteren Herrn regelmäßig, zwei Damen sind vor kurzem gestorben. Mit dem Tod klarzukommen, dabei hilft der Seniorenbeirat ebenfalls. Eine Frau habe zum Beispiel angerufen, erzählt, dass ihr Mann gestorben sei, und gefragt, was sie als nächstes tun solle. Erwin Wagner half ihr bei jeglichem Papierkram, der in Zusammenhang mit der Beerdigung erledigt werden musste. Das Steckenpferd Erwin Wagners ist seine Wandergruppe. Die sei „einfach toll”. Zehn Mal im Jahr treffe man sich am Hauptbahnhof, um mit der S-Bahn Wandergebiete in der Region zu erkunden. Ob Baldeneysee oder Neandertal, Erwin Wagner kennt sich mittlerweile gut aus, denn keine Strecke soll innerhalb von drei Jahren wiederholt werden. Alle Wege, die in den sieben Jahren beschritten worden sind, hat er schriftlich festgehalten – für seinen Nachfolger. Denn: „Wer vorne geht, muss auch wissen, wo's langgeht.” Verlaufen habe er sich noch nie. Er geht nicht nur selbst vor, sondern bereitet auch alles vor, denn am Ende des ungefähr sechs Kilometer langen Fußmarsches kehren die regelmäßig 35 bis 40 Teilnehmer irgendwo ein. Dann wird gegessen, getrunken und aus der eigens zusammengestellten Liedertafel gesungen. Hinterher bedanken sich alle. „Das tut uns ja auch wohl”, sagt er. Einen Tag in der Woche ist er beim Beirat tätig, zwei Tage beim Lohnsteuerservice von Verdi. „Es macht Spaß zu helfen”, findet Erwin Wagner, der in jungen Jahren lebensbedrohlich erkrankte und wieder gesund wurde. Nun wolle er anderen helfen, die weniger Glück hatten.