. Im zehnten Jahr sorgt Jo Jansen für die Matinee-Konzerte in der Remise von Burg Vondern. Zunächst skeptische Musiker überzeugt hervorragende Akustik.
- Mit der Agentur „Musika Serena“ pflegt Jo Jansen Talente aus Klassik und Weltmusik
- Seit zehn Jahren, mit der neuen Remise als Konzerthaus, bespielt er auch Burg Vondern
- „Die Klasse, die wir hier anbieten, kann sich hören lassen“, sagt der Impresario
Die Idee, Restaurator zu werden, hätte sicher auch gut zur Burg Vondern gepasst. Dr. Jo Jansen hat sie dann aber doch verworfen – nach einem Berufsleben als Literaturwissenschaftler und Dozent. Stattdessen führte ihn eine Stunde vorm Fernseher zu seiner neuen Berufung: Ein junger Countertenor berichtete von seinen Nöten, Kunstlied und Selbst-Management miteinander zu verbinden. „Das war der Anstoß“, erzählt Jo Jansen – zur Gründung seiner Künstleragentur „Musika Serena“. Wenig später hatte der Essener auch schon die Burg Vondern für seine Talente aus Klassik und Weltmusik entdeckt.
Bereits seit der Jahrtausendwende veranstaltet der Förderkreis klassische Kammerkonzerte als Sonntagsmatineen. Wolfgang Fahnenstich aus dem Vereinsvorstand hatte die Programmgestaltung übernommen, später seine Witwe Ilsemarie. Als sich der Förderkreis mit Jo Jansen als – übrigens ebenfalls ehrenamtlichem – Impresario einig wurde, war 2006 auch die neue Spielstätte vollendet: die in Glas und Stahl auf historischem Grundriss erbaute Remise.
„Die Musiker sind vom Raumklang begeistert“
Sieht man Musiker vor einer Glaswand spielend (jener mit Blick aufs Torhaus), könnte man sich fragen: Kann das eine gute Akustik sein? „Die Musiker sind vom Raumklang begeistert“, betont Jansen. Denn unter dem offenen Spitzboden finden die musikalischen Schwingungen den Raum, den sie zur Entfaltung brauchen. „Auch die Holzdecke in der Diele des Herrenhauses“, ergänzt Walter Paßgang, „bringt die Musik an die Menschen“. Denn bisher waren beide Räume Spielstätten für die jährlich fünf Sonntags-Matineen.
„Die Künstler kommen unter Vorbehalt“, räumt Jo Jansen ein. Schließlich sind aus so kleinen „Sälen“ mit maximal hundert Plätzen keine großen Gagen zu erwarten. „Aber sie gehen begeistert“, betont der Impresario im Nachsatz. „Auf Burg Vondern haben wir ein sehr aufgeschlossenes Publikum. Zugaben fordert es fast immer.“
Der Macher von „Musika Serena“ achtet aber auch auf stimmige Programme, die sich gerne vom strengen Klischeebild eines klassischen Kammerkonzertes lösen: Vier klassische Ensembles zählen zum Portfolio der kleinen Agentur – und die gleiche Zahl von Welt-Musikern. Stark vertreten sind die gleißenden Farben Andalusiens mit diversen Formationen des Flamenco-Gitarristen Thomas Hanz sowie der Gypsy-Jazz, vertreten durch das Trio Stringtett.
Auf 60 bis 70 Zuhörer pro Konzert kann der Förderverein immer zählen
Jo Jansen verweist mit berechtigtem Stolz auf seinen Schützlinge auf renommierte Festivals wie die münsterländischen „Summerwinds“ und die schleswig-holsteinische Mutter aller ländlichen Musikfestspiele: „Die Klasse, die wir hier anbieten, kann sich hören und sehen lassen.“
Möglich machen dies auch jene kleinen „Gastspiel-Pakete“, die der Impresario (nicht nur für die Schützlinge seiner eigenen Agentur) schnürt: So gewann er jüngst das Duo Orbis, zwei Virtuosen an Violine und Marimba, für ein zündendes Gastspiel auf Burg Vondern, indem er am selben Wochenende für Auftritte im Essener Augustinum und im Kirchhellener Hof Jünger sorgte.
Auf 60 bis 70 Zuhörer pro Konzert kann sich der Förderverein verlassen. „Bisher hatten wir auch jährlich einen ausverkauften Saal“, ergänzt Walter Paßgang. Man bemüht sich schließlich sehr um rundherum stimmungsvolle Matineen – zu denen die Kaffeepause ebenso gehört wie das Angebot zu Burgführungen nach Schlussapplaus und Zugabe. Dabei kann manches Wochenende für den Förderverein zum logistischen „Kraftakt“ geraten, wie Walter Paßgang sagt: wenn etwa im Herrenhaus sechs standesamtliche Trauungen anstehen und zwei Hochzeitsfeiern in der Remise . . . und die Gäste der Matinee genießen ganz entspannt Charme und Witz des Bremer Duo Orbis.