Oberhausen. . Blues Pills spielen Lieder ihres zweiten Albums am Samstag in der Turbinenhalle. Wie kreativ-chaotisch die Produktion lief, erzählt Schlagzeuger André.

  • Sie sind Mittzwanziger, lieben aber die soulig-rockige Musik der 60er und 70er
  • Am Samstag, 8. Oktober, sind Blues Pills in der Turbinenhalle zu Gast
  • Die Schweden stellen hier ihr zweites Album vor, das gerade erst im August erschienen ist

Seitdem die im schwedischen Örebro beheimatete Bluesrock-Formation „Blues Pills“ im Jahre 2013 auf internationale Konzertreise gegangen ist, umweht dieses Quartett fast schon so etwas wie ein Hype, schafft es diese junge Gruppe doch, das Endsechziger-, Frühsiebziger-Feeling in ihre Musik zu integrieren. Von Drummer André Kvarnstöm konnte André de Vos erfahren, wie sich die „Blues Pills“ ihre zweite Studioplatte „Lady In Gold“ erarbeitet haben.

Mit eurer neuen Studioscheibe konntet ihr in Deutschland Platz 1 der hiesigen Charts erklimmen. Wie habt ihr diese produziert?André Kvarnstöm: Bei der Produktion von „Lady In Gold” waren wir nicht so besonders vorbereitet. Wir hatten zwei oder drei Demos auf dem Smartphone und ein paar auf Gitarre und Klavier. Ab Oktober 2014 waren wir mit Unterbrechungen im Studio und fingen sofort mit dem Schreiben an. Mit unserem Produzenten Don Alsterberg haben wir dann das ganze Album im Aufnahmestudio geschrieben.

Ist das nicht zu teuer, so lange in einem Studio zu verbringen?
Ja, aber mit Don bekamen wir einen Produzenten, der immer die Uhr zurückstellte, so dass wir mit Studiomiete und Zeit nicht so unter Druck waren.

Gibt es bei euch einen Hauptsongschreiber oder arbeitet ihr immer alle zusammen?
Bassist Zack Anderson und Sängerin Elin Larsson liefern eigentlich die Riffs oder Melodien. Aber dieses Mal saßen wir alle im Studio zusammen und wir jammten auf den Ideen der Demos herum.

So eine Produktionsweise hat aber auch sein Auf und Ab. Es hieß, Elin hätte zwischendurch eine Schreibblockade gehabt. Stimmt das?
Natürlich gab es Tage, wo nicht alles im „grünen Bereich“ war. Denn dieses Mal mussten wir Musik schreiben, die eigentlich nur als Melodie im Kopf existierte, die ausgearbeitet werden und dann gleich mit Text versehen werden musste. Elin hat für verschiedene Lieder auch einen Chor hinzugefügt, was die Platte noch einmal auf ein ganz anderes Level gehoben hat. So hatten wir Zeiten, wo wir gar nicht strategisch vorgehen konnten. Elin trainierte mit Chormitgliedern, während sie selbst Gesangsspuren hätte einsingen müssen. Währenddessen haben wir Percussion oder ein Gitarrensolo eingespielt. Das, was wir so zusamengepuzzelt haben, wurde nachher das Album.

Aber eigentlich kann man keinen Qualitätsverlust gegenüber der ersten Platte feststellen, oder?
Es ist nicht so, dass das Songmaterial nicht gut genug wäre, aber oft haben wir in letzter Sekunde ein Lied noch einmal komplett umgeworfen, als alles schon fertig im Kasten war und es uns nicht als gut genug erschien. Weil wir auf Band und nicht auf Computer aufgenommen hatten, mussten wir alles noch einmal von vorne beginnen.

Konntet ihr bei dieser Scheibe überhaupt die musikalische Richtung vorher bestimmen?
Eigentlich ist sie ein reines Zufallsprodukt. Klar, sie ist souliger und grooviger als der Vorgänger geworden, weil Elin von Soul inspiriert ist, seit sie singt. Ich selbst komme vom Metal- und Hardcore-Bereich und habe Soulmusik erst während der Sessions für mich entdeckt. Zack und Gitarrist Dorian Sorriaux kommen eher aus Psychedelic-Bands, aber Dorian hat mir „moderneren“ Soul von Künstlern wie „Sharon Jones And the Dap-Kings” oder Charles Bradley erstmals vorgestellt. „Lady In Gold“ ist für uns die Art von Musik, die ganz naturwüchsig entsteht, wenn wir zusammenspielen.

Eure Basis ist die Liebe zu handgemachter Blues- und Rockmusik der Frühsiebziger. Wie seid ihr als Mittzwanziger darauf gestoßen?
Ursprünglich kam alles von unseren Eltern. Dann teilst du deine Musik in der Schule mit anderen, dann bemerkst du langsam deine Vorlieben. Als ich sechzehn, siebzehn war, stand ich auf eine Menge Metal- und Hardcorebands. Dann stellte ich fest, dass viele Bands, die ich damals hörte, ihren Sound aus den Sixties und Seventies heraus entwickelt haben. Wenn man Gruppen von heute auf ihre Wurzeln hin untersucht, dann stellt man zum Beispiel fest, dass Bands wie „Black Sabbath“ diese ganz neuen Sounds entwickelt haben, die heute überall noch gültig sind. Und die kannst du immer anhören, und die werden auch nie alt. So eine Musik wird auch auf zukünftige Generationen Einfluss haben, denn diese Musik ist revolutionär