Oberhausen. Patricia Vonne spielte in Oberhausen ein feuriges Konzert vor Wohnzimmer-Kulisse. Die Schwester von Regisseur Robert Rodriguez kennt man aus dem Kino.
Wenn Patricia Vonne sanft die ersten Gitarren-Saiten streichelt, zwei rabenschwarze Kastagnetten wie Klapperschlangen an ihren weit von ihrem Körper weggestreckten Händen klacken, hat man sofort diese Bilder aus dem Kino im Kopf: Es klingt, als würde gleich der Wüsten-Wüterich Machete um die Ecke biegen. Oder Antonio Banderas mit Salma Hayek an der Hand hastig nach einem geöffneten Fenster zum Herausspringen suchen.
Wundern würde hier gar nichts. Und doch kommt man am Sonntagabend im Crowded House in Holten aus dem Staunen nicht heraus. Eine Million Kinogänger haben Patricia Vonne mit finsterer Zorro-Maske zuletzt alleine in Deutschland in Frank Millers Kult-Comic-Verfilmung „Sin City“ gesehen. Am Sonntag sind es nicht einmal 100 Leute, die im kleinen Saal neben der Ruhrchemie einem schmackhaften musikalischen Menü lauschen. Scharf zubereitet wie ein Diavolo-Taco.
Viele feurige Worte
Der Grund, dass die großgewachsene schlanke Frau mit dem Cowboy-Hut genauso klingt, wie aus einem der Kult-Filme von Robert Rodriguez, ist... weil sie für „Irgendwann in Mexiko“ Songs schrieb, in „Desperado“ mitspielte und nebenbei die kleine Schwester des Regisseurs ist, der schon die Vampire in „From Dusk till Dawn“ zubeißen ließ.
„Robert sagt, dass man nie zu alt ist, um ein Instrument zu lernen“, verrät die Sängerin bei Wohnzimmer-Atmosphäre. Also schenkte ihr Bruder ihr eine Surf-Gitarre. Beide schrieben gemeinsam „Mexicali de Chispa“ für das Latin-Album „Viva Bandolera“. Der Song klingt, als wäre er aus einem Spaghetti Western von Sergio Leone in die Arme der kreativen Großfamilie Rodriguez geflüchtet. Auch im Crowded House laufen bei Gitarren-Salven Schweißperlen von den Wangen.
Zum Tex-Mex, also texanischen und mexikanischen Klangtraditionen, mischt Vonne Rockabilly, Latin-Pop und Folk. Von der scheinbar nie versiegenden Energie bei „Rattle my Cage“ bis zur treibenden Weltmusik von „Severina“ vergehen einige Takte. Und viele warme Worte.
Die 46-Jährige schiebt ihren Cowboyhut ins Gesicht. Und ist doch nahbar. Sie plaudert über texanische Städte mit deutschen Namen. Und übt charmant hiesige Vokabeln, weil sie in Austin „viele Nachbarn mit deutschen Wurzeln“ hat.
Eine Konzert-Perle
Bei BossHoss spielte sie mal in einem Musikvideo mit. Nahm anschließend mit den deutschen Country-Rockern den Songs „Still Crazy ‘Bout Elvis“ auf. Und mit „Tito & Tarantula“ ging Patricia Vonne auf Tournee. Frontmann Tito Larri, so erzählt sie, meinte nur: „Die deutschen Fans sind am besten.“
In der Pause verzieht sie sich nicht in Hinterräume, schreibt mit Gitarrist Robert LaRoche lieber Autogramme. Und sie erzählt wieder. Ihre Eltern besucht sie mit Bruder Robert jede Woche. Eine Stunden dauert die Autofahrt in Austin. Im Studio ihres Bruders, das praktisch auf dessen Anwesen liegt, produziert sie auch ihre Musikvideos.
Fin! Aplausos! Ein Fan schüttelt den Kopf. „Wie bekommt man so eine Frau nach Oberhausen?“ Antwort: Freundschaftliche Kontakte zwischen Management und dem gastgebenden Förderverein machten es möglich. Intime Stimmung, eine Konzert-Perle.