Oberhausen. Der neu gegründete Expertenring Rhein-Ruhr berät klein- und mittelständische Betriebe. Er beklagt fehlende Gewerbeflächen und eine zu hohe Gewerbesteuer.

Kaum geeignete Gewerbeflächen, eine überaus hohe Gewerbesteuer, wenig Existenzgründer – für den Mittelstand in Oberhausen könnte vieles besser laufen, da sind sich die Mitglieder des Expertenrings Rhein-Ruhr, der klein- und mittelständische Betriebe berät, einig. Zum Beispiel das ehemalige Stahlwerksgelände am Centro: „Das riesige Areal am Brammenring wäre auch kleinparzellig zu vermarkten, das wird aber nicht gemacht“, sagt Christian Leufert, Mitglied des Rings und Geschäftsführer des Kreisverbands Oberhausen im Bundesverband Mittelständische Wirtschaft (BVMW). Sein Vorwurf: Stadt und Wirtschaftsförderung kümmerten sich in aller Regel zu sehr um die großen Unternehmen.

Erheblicher Flächenbedarf

„Dabei gibt einen erheblichen Flächenbedarf für kleine und mittlere Betriebe“, bestätigt auch Rechtsanwalt und Mediator Ulrich Sick, der dem Expertenring vorsitzt. Ehemalige Industriebrachen stünden ja auch eigentlich zur Verfügung. Das Problem dabei: „Auf diesen Flächen liegen Altlasten unter der Erdoberfläche. Bevor man darauf etwas Neues bauen kann, müssen die Areale aufbereitet werden.“ Für Mittelständler sei das in der Regel allerdings viel zu teuer.

Die Folge: Die Betriebe zöge es in andere umliegende Regionen, etwa in das südliche Münsterland. „Dort boomt es unheimlich.“ Eine Chance, dem entgegenzuwirken, sieht Christian Leufert am Waldteichgelände. Auf dem wollte der Stahlkonzern Thyssen-Krupp ein großes Röhrenlager bauen und Arbeitsplätze schaffen, nun aber möchte er es an einen Investor verkaufen. „Man müsste sich jetzt mit Thyssen-Krupp zusammensetzen und schauen, ob man dem Gelände nicht ein klares Branchenprofil geben kann.“ Firmen mit einer ähnlichen Ausrichtung könnten sich dann dort ansiedeln. So etwas sei ja auch mal auf dem Stahlwerksgelände angedacht gewesen. Da dachte man in Richtung Sicherheitsbranche.

Existenzgründungen

Hoffnungsvoll ist Sick bei den Existenzgründungen. An vielen Universitäten im Ruhrgebiet gebe es schon Kooperationen mit Start-Ups von Absolventen. „Bei den neuen Hochschulen ist es nur eine Frage der Zeit, wann deren Abgänger Unternehmen gründen.“

Klar sei aber auch: „Das Umfeld muss stimmen.“ Attraktive Bedingungen seien auch wichtig, um ausreichend Fachkräfte für Betriebe zu bekommen. Die sähen nicht nur aufs Geld, sondern auch auf die Perspektiven einer Firma.

Umfassende Beratung 

Der Expertenring Rhein-Ruhr firmiert unter dem Dach des BVMW und des Instituts für Betriebsberatung, Wirtschaftsförderung und -forschung (IBWF). Sein Kerngebiet bilden die Städte Duisburg und Oberhausen. Sein Beratungsangebot reicht von Finanzierungsbelangen und Fördermitteln bis zu Kommunikation, Digitalisierung, Marketing sowie Versicherungsfragen. Eine immer größere Rolle spielt auch das Thema Unternehmensnachfolge.

„Unser Vorteil ist, dass der Ring quasi Beratung aus einer Hand leisten kann“, sagt Rechtsanwalt Karl-Heinz Thor. „Das gibt es in dieser Form in der Region nicht.“

Während die individuelle Unternehmensberatung oder die Expertise vom jeweiligen Auftraggeber bezahlt werden muss, sind die Vortragsveranstaltungen des Expertenrings für die Teilnehmer kostenlos. So referierte etwa Ring-Mitglied Christian Grams im März über Möglichkeiten profitabler Geldanlagen. Für das kommende Jahr sind drei Veranstaltungen in Oberhausen und zwei in Duisburg geplant.

Nähere Infos auf der Seite www.expertenring-rheinruhr.de