. Oberhausen investiert um 1930 in die Parkstadt zwischen Bahnhof und Rathaus. Zuvor war die Aufteilung der „GHH-Stadt“ eine reale Möglichkeit.
1929 wächst Oberhausen durch die Vereinigung mit Sterkrade und Osterfeld stark nach Norden. Die Stadtfläche nimmt von 21 auf 77 km² und die Stadtbevölkerung auf 194 000 zu. Warum heißt die neue Stadt nun nicht Sterkrade, nach ihrem flächenmäßig größten Teil?
Oberhausen war 1929 mit
111 000 Einwohnern die weitaus bedeutendere Stadt gegenüber Sterkrade mit 51 000 und Osterfeld mit 32 000 Bürgern. Der Urbanisierungsvorsprung Oberhausens hatte seine Gründe erstens in der Dynamik der Eisen- und Stahlerzeugung, dem größten Wirtschaftszweig der GHH. Zweitens aber konnte sich Oberhausens Wirtschaftsstruktur breiter, städtischer entfalten: Anders als seine beiden allein von der GHH geprägten nördlichen Nachbarn verfügte Oberhausen über eine Konsumgüterindustrie – mit Glas- und Porzellanfabrik, Polstermöbel- und Herdfabrik – sowie über eine wachsende Anzahl an Dienstleistungen.
Die Großunternehmen GHH, Concordia und Deutsche Babcock & Wilcox, die Stadtverwaltung und die Innenstadtgewerbe schufen seit den 1890er Jahren beständig Dienstleistungsarbeitsplätze, so dass sich deren Anteil an der Beschäftigung zwischen 1900 und 1930 von gut 5 Prozent auf etwa 12 Prozent mehr als verdoppelte.
Der 1929 größer gewordene Stadtraum legt zugleich die enorme Bedeutung des Werkssiedlungsbaus der Großunternehmen für die Arbeiterfamilien offen. Das Bergrevier Oberhausen, zu dem auch Sterkrade und Osterfeld gehörten, wies nach 1900 mit über 32 Prozent den höchsten Anteil an Bergarbeiterwohnungen in werkseigenen Siedlungen im gesamten Ruhrgebiet auf.
Ein Drittel werkseigene Siedlungen
Diese finden sich insbesondere in Sterkrade und Osterfeld als dem Revier der Zechen seit 1890: Vondern und Stemmersberg, Jacobi und Dunkelschlag. Für Stahlarbeiter entstanden neue Wohnungen der GHH an der Thomas- und Walz- sowie an der Rudolfstraße.
Ausdruck und eine Erfolgsbedingung für die wachsende Dienstleistungsstadt Oberhausen bildete der Städtebau der Innenstadt mit dem eindrucksvollen Ensemble um den Friedensplatz. In Gebäuden der klassischen Moderne entstanden bis 1927 Reichsbank, Finanzamt und Polizeipräsidium. Als private Investition errichtete der Zeitungsverlag Ruhrwacht mit dem Kaufhaus Tietz als Mieter das heutige Bert-Brecht-Haus.
Die Stadtentwicklung griff über das ehemalige Gelände der Styrumer Eisenindustrie weit hinaus und formte zudem die Parkstadt zwischen Bahnhof und Rathaus. Eine wesentliche Ursache war die bis 1929 erbittert geführte Eingemeindungsdiskussion. In ihr paarten sich für Oberhausen Selbstbewusstsein und der Anspruch auf großstädtische Modernität, aber ebenso die Sorge um die pure kommunale Existenz der Stadt.
Denn als Alternative zur Bildung der „GHH-Stadt“ von 1929 waren die Eingemeindung von Oberhausen nach Mülheim, von Sterkrade nach Duisburg und von Osterfeld nach Bottrop reale Möglichkeiten. In diesem Überlebenswettstreit wurden Schulden gemacht für das neue Arbeitsamt an der Danziger Straße (später Wohnungsamt), das neue Rathaus und für städtische Beiträge zum Bau des neuen Hauptbahnhofes 1930 bis 1934.