. Frank Stache schlichtet bei diversen Nachbarschaftsrechts- und Ehrverletzungen. Der Obmann der Oberhausener Schiedspersonen im Interview.
Lohnt es sich bei kleinen Streitigkeiten direkt Anzeige zu erstatten oder gar vor Gericht zu ziehen? Nein, lautet die Antwort von Frank Stache, Obmann der Oberhausener Schiedsmänner und Schiedsfrauen. Denn Gerichtsverfahren sind meist langwierig und kostspielig. Wenn zwei sich streiten, versucht der 48-Jährige daher zwischen den Parteien erst einmal in Ruhe zu vermitteln. Im Gespräch mit Volontär David Bieber spricht Frank Stache aus seiner achtjährigen Erfahrung als Schiedsmann über seine Motivation und über typische Fälle.
Herr Stache, warum wurden Sie Schiedsmann?
Frank Stache (lacht): Sehr gute Frage. Ich interessiere mich sehr für Menschen. Das ist eine Grundvoraussetzung für diese Tätigkeit. Und Streitigkeiten im Umgang mit Menschen zu lösen, macht mir sehr großen Spaß. Es ist toll, wenn Menschen befriedet nach Hause gehen.
Welche Streitigkeiten müssen Sie in der Regel lösen?
Stache: Es geht um Streitigkeiten zwischen Nachbarn. Also Angelegenheiten, die das Privatrecht, genauer gesagt, das Nachbarschaftsrecht betreffen. Um Streitigkeiten, die gewöhnlich kein öffentliches Interesse wecken. Und daher nicht vor Gericht verhandelt werden und welche, wo die Polizei oder die Staatsanwaltschaft die Parteien an mich verweisen, weil sie meinen, dass diese ein Fall für den Schiedsmann seien.
Können Sie einen konkreten Fall schildern?
Stache: Ja, gerne. Der eine Nachbar zum Beispiel beschwert sich darüber, dass die Hecke des Nachbarns zu weit auf sein Grundstück wächst. Da kommen sie zu mir und wir suchen gemeinsam nach einer Lösung. Ein anderes Thema ist die Nichteinhaltung der Nachtruhe, gerade in den Sommermonaten und zur EM- oder WM-Zeit.
Wie viele Fälle bearbeiten Sie pro Jahr durchschnittlich?
Stache: Das variiert stark. In der Regel habe ich zwischen 10 und 15 Verfahren im Jahr zu schlichten. Zurzeit ist es aber recht ruhig.
Was passiert bei einem Vergleich, einer Einigung, und wie hoch ist ihre „Vergleichsquote“?
Stache: Kommen die Streithähne überein, wird ein Vertrag aufgesetzt, der 30 Jahre gültig ist und an den sich beide Nachbarn halten müssen. Meine Erfolgsquote liegt bei rund 70 Prozent. Vor einigen Jahren erreichte ich auch schon 90 Prozent.
Was kostet ein normales Schiedsverfahren denn überhaupt?
Stache: Der Antragssteller zahlt einen Kostenvorschuss von 50 Euro, der am Ende verrechnet wird. Wenn man einen Vergleich erzielt, kostet das grob 40 Euro. Die Kosten werden geteilt. Wenn man sich nicht einigt, muss der Antragssteller rund 30 bis 35 Euro bezahlen.
Wie viele Schiedsmänner sowie Schiedsfrauen gibt es im Stadtgebiet zurzeit? Und wie sind diese organisiert?
Stache: Die Schiedspersonen werden vom Rat der Stadt für fünf Jahre gewählt. Aktuell haben wir sechs ehrenamtliche Schiedspersonen. Eine Frau ist zurzeit auch dabei. Die Schiedspersonen werden nach Postleitzahl zugeordnet. Der Schiedsmann ist stets dort zuständig, wo der Antragsgegner wohnt.
In vielen Ländern – oft muslimisch geprägten – gibt es sogenannte Friedensrichter. Diese genießen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft. Welche Menschen kommen zu Ihnen? Kommen auch Ausländer?
Stache: Aus allen Bevölkerungsschichten kommen Menschen zu mir. Das macht die Sache ja so interessant. Vor allem nehmen aber Deutsche das Angebot wahr. Ausländer kommen selten, da diese vielleicht Schiedsmänner nicht kennen.
Angenommen, ich hätte einen Streit mit meinem Nachbarn. An wen müsste ich mich wenden?
Stache: Beim Amtsgericht und bei der Stadt gibt es die Kontaktdaten der Oberhausener Schiedspersonen. Ebenso gibt es Infos auf der Internet-Seite www.schiedsamt.de des Bundesverbandes der Schiedspersonen.