Oberhausen. . Mehr Flüchtlinge sind in Wohnungen untergebracht, Aufnahme-Einrichtungen wurden aufgegeben. Im Jobcenter und bei Beratungsangeboten fehlt Personal.
- DRK stampft Stab an Helfern für die Flüchtlingsbetreuung von 70 auf sechs Personen ein
- Oberhausener Gebäudemanagement GmbH möchte qualifizierte Mitarbeiter halten
- Caritas und Sozialarbeiter haben alle Hände voll zu tun und brauchen Unterstützung
Immer mehr Flüchtlinge in Oberhausen kommen in einer eigenen Wohnung unter. 75 Prozent der Schutzsuchenden leben nun in eigenen vier Wänden. Dies bedeutet im Umkehrschluss: Die kommunalen Unterkünfte sind nur zur Hälfte belegt, die Noterstaufnahme-Einrichtungen des Landes werden nach und nach geschlossen. Mitarbeiter, die extra für die Betreuung der Menschen dort eingestellt wurden, bangen nun um ihren Job oder haben ihren Arbeitsplatz bereits verloren.
Beim Deutschen Roten Kreuz (DRK), das in der Spitze acht Aufnahme-Einrichtungen vor Ort betreute, werden von 70 Mitarbeitern nur noch sechs übrig bleiben. „Wir hatten projektbezogene Arbeitsplätze geschaffen, die befristet waren und durch die Hallenschließungen stückweise wieder abgebaut wurden“, erklärt Jörg Fischer, Leiter der DRK-Flüchtlingshilfe. So wurden etwa die Landeseinrichtungen Fröbelschule und Hauptschule Eisenheim geschlossen, die Stötznerschule folgt zum 30. September. „Der Zeitdruck ist nicht mehr da, weil es bald keine Notunterkünfte mehr gibt“, sagt Fischer. Der Personalaufwand im Vergleich zur Betreuung der Notunterkünfte sei nun rapide gesunken. Die übrigen sechs Mitarbeiter leisten künftig Integrationshilfe und Ehrenamtskoordinierung.
OGM versucht Mitarbeiter zu halten
Bei der Stadttochter Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM), die für den Unterhalt der aktuell sieben kommunalen Flüchtlingsunterkünfte zuständig ist, sorgt sich der Betriebsrat um die Zukunft von zwölf neu eingestellten Kollegen (wir berichteten). Der Haustechnische Dienst war auf 36 Mitarbeiter aufgestockt worden. Die Stellen waren bis 2017 befristet. Nun wurden geplante neue Standorte aber aufgegeben oder ruhend gestellt. OGM-Sprecher Alexander Höfer bestätigt Gespräche zwischen der Geschäftsführung und dem Betriebsrat. „Wir schauen, wer von den zwölf Mitarbeitern über welche Qualifikationen verfügt und wie diese an anderer Stelle eingebracht werden können.“ Ob es gelingen wird, alle Mitarbeiter bei der OGM zu halten, ist offen.
Hilfseinrichtungen ausgelastet
Auf Beratungsstellen mit Sozialarbeitern und das Jobcenter kommt dagegen viel Arbeit zu. Während in anderen Bereichen Mitarbeiter um ihren Job bangen müssen, kommt auf das hiesige Jobcenter nun erst die Hauptarbeit zu. Denn: „Erst nachdem Flüchtlinge als Asylsuchende anerkannt sind, fallen sie in unseren Zuständigkeitsbereich“, erklärt Sprecher Josef Vogt. Elf Stellen wurden geschaffen, um Schutzsuchende dabei zu unterstützen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Ähnlich sieht es bei der Caritas aus. „Auch wenn weniger Flüchtlinge neu ankommen, haben wir nicht weniger zu tun“, gibt Guido Ernek, Leiter des Bereichs Familie, Bildung und Beratung, zu bedenken. In der Migrationsberatung, die für anerkannte Flüchtlinge zuständig ist, gibt es derzeit Wartezeiten von drei bis vier Wochen für einen Gesprächstermin. Ernek: „Wir haben dort eine halbe Stelle.“ Aus seiner Sicht sei nun der Bund gefragt, weitere Mittel für eine Aufstockung zur Verfügung zu stellen.
Sozialarbeiterin Andrea Schreiber von der Hilfsorganisation „Terre des Hommes“ hat ebenfalls alle Hände voll zu tun. Sie organisiert Termine und Angebote. „Das ist für die weitere Integration unheimlich wichtig, damit Kontakte entstehen“, betont Schreiber. So werde Kindern beispielsweise ein Fahrdienst zum Klettergarten am Kaisergarten oder zu einem Tanzkurs angeboten. Der Aufwand sei nach wie vor groß.