Oberhausen. Die Sanierung geschieht mit den Bewohnern gemeinsam. Im Untergeschoss ist eine Werkstatt entstanden. Ziel ist eine lebendige Nachbarschaft.

Hands on – Co-Create (anpacken, mitmachen) – Wir reparieren ein Hochhaus! Das neuste Projekt des Vereins Kitev, Kunst im Turm, hat – wie damals die Sanierung des Bahnhofsturms – bereits begonnen, ehe überhaupt fest steht, was alles verwirklicht werden soll. „Wir haben noch kein Geld, aber schon mal angefangen“, sagt Christoph Stark.

Ein-Raum-Parzellen mit Balkönchen

Tatort ist das zehngeschossige Hochhaus, Friedrich-Karl-Straße 4 in der Innenstadt, Wahrzeichen für Wohnen, das im Grunde niemand will. Über 80 Ein-Raum-Parzellen, eher weniger gut oder schlecht in Schuss und nicht alle bewohnt, mit winzigen Küchen und Bädern. Allerdings haben alle Balkönchen und viele bieten einen Weitblick über Oberhausen.

Die meisten der Bewohner leben von so genannten Transferleistungen und nicht unbedingt freiwillig dort, kennen sich nicht und würden ausziehen, wenn sie es sich leisten könnten. Vonovia, das Wohnungsunternehmen, dem das Haus gehört, tut nicht nichts, aber nicht genug. Zeitgemäßes Wohnen sieht jedenfalls anders aus, den Muff der 50er Jahre ist das Objekt noch nicht vollständig los.

Das soll sich ändern: Vom hässlichen Entlein zum stolzen Schwan? Die Kitev-Leute haben dafür den Plan, das Haus gemeinsam mit den Bewohnern zu sanieren. „Wir beheben die Mängel nicht nur physisch, sondern auch sozial“, sagt Stark. Eine Werkstatt dafür gibt es schon. Im Untergeschoss, das die benachbarte Firma Weller als Lagerraum nutzte und nicht mehr braucht, bauen sich bereits Bewohner Möbel. „Die Leute müssen merken, dass sie wertvoll sind und etwas können, dass sie etwas Nützlichen beitragen können für das eigene Haus und die Umgebung. Die Zukunft der Innenstädte entscheidet sich an solchen Dingen“, ist Stark überzeugt.

Ein Beitrag zur praktischen Integration

Damit liegt er voll und ganz auf der Linie von Michael von der Mühlen, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Bauen, Wohnen und Stadtentwicklung, der wie Stark darauf setzt, dass sich vorbildliches Bauen nicht nur auf die Herstellung von bezahlbarem Wohnraum beschränken dürfe, sondern durch Teilhabe einen Beitrag zur praktischen Integration leisten sollte. Der Staatssekretär schrieb das Vorwort zur Konferenz „Mehr (als) Wohnraum“. Die stellte Projekte vor, in denen Bauen Nachbarschaften aktiviert und das Selbstwertgefühl der Beteiligten fördert. „Wir reparieren ein Hochhaus“ war eins von ihnen. Die Konferenz mit über 100 Teilnehmern fand in Oberhausen statt. Getagt wurde im Leerstand des Bahnhofsturms, auf dem Museumsbahnsteig und in der Hochhaus-Werkstatt.

„Die Tagung war eine Ideenwerkstatt“, sagt Stark. „Überlegt wurde, was das Hochhaus für Oberhausen sein könnte, mit Strahlkraft in die gesamte Stadt hinein.“ Ziel sei es, das Haus so zu gestalten, dass seine Bewohner sich mit ihm identifizierten – und dass sich möglichst auch neue Bewohner fürs Wohnen dort interessierten – gern auch Künstler, Kreative oder Studenten.