Bis zu 250 Tote, die keine Angehörigen haben, werden auf Veranlassung und auf Kosten der Stadt eingeäschert und anonym bestattet. Ihre Freunde dürfen auf dem letzten Weg nicht dabei sein.

Als er starb, hatte Uli M. keine Verwandten und auch keine Erben. Niemand war in der Lage, die Bestattungskosten aufzubringen, auch nicht die Besucher des Arbeitslosenzentrums in Sterkrade, wo er verkehrte. Uli M. wurde schließlich auf Veranlassung und Rechnung der Stadt eingeäschert und anonym beigesetzt. Kein Einzelfall in Oberhausen, wo jährlich etwa 250 Menschen auf diese Weise beerdigt werden.

Anonym unter die Erde zu kommen, das heißt aber auch: Keiner erfährt, wann, wo und wie jemand bestattet wird. Die Verantwortlichen und die Besucher des Arbeitslosenzentrums hätten Uli M. gern auf dem letzten Weg begleitet. „Warum werden arme Bürger unserer Stadt so behandelt?”, fragt Hermann Josef Wagner in einem Leserbrief und verweist darauf, dass Uli M. jahrzehntelang in OB gelebt und gearbeitet hat. „Tote zu begraben”, so Wagner, „ist ein Werk der Barmherzigkeit.”

Hans Koch vom Bereich Öffentliche Ordnung und Bürgerservice bei der Stadtverwaltung betrachtet den Vorgang betont sachlich: „Das zahlt alles der Steuerzahler. Und mit dessen Geld gehen wir sparsam um.” Vier bis fünf Tote, von denen keine Angehörigen bekannt sind, müssten pro Woche auf Veranlassung der Stadt beerdigt werden. Der Ablauf – Einäscherung und anonyme Bestattung – sei vom Oberverwaltungsgericht für rechtens befunden worden. Bis zu 90 000 Euro pro Jahr gebe die Stadt für diese Bestattungen aus. Tendenz steigend.

Feld für anonyme Beerdigung auf dem Westfriedhof in Lirich in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn
Feld für anonyme Beerdigung auf dem Westfriedhof in Lirich in Oberhausen Foto: Gerd Wallhorn © WAZ

Der Tod ist nicht umsonst, das weiß jeder, der einen nahen Verwandten beerdigen muss. Seit die Krankenkassen kein Sterbegeld mehr zahlen, unterstützt die Stadt in 150 bis 160 Fällen Hartz IV-Bezieher und Sozialhilfe-Empfänger bei den Bestattungskosten. Das Beerdigungsunternehmen erhält 750 Euro, für die Grabplatte gibt es 300 Euro pauschal. Den größten Brocken machen allerdings die Friedhofsgebühren aus, die ebenfalls übernommen werden. „Nahezu täglich erreichen uns Anträge”, konstatiert Brigitte Siodmak, die stellvertretende Leiterin des Bereichs soziale Angelegenheiten.Friedhof