Oberhausen. . Eine Deutschlandpremiere in Oberhausen: Personen fahren in einem autonomen Bus. Das Konzept ist noch Zukunftsmusik. Die Stoag findet die Technik gut.

Ein Mann im blauen T-Shirt läuft neben dem kleinen Bus her, hält für ein paar Meter das Tempo, um dem Fahrzeug dann mit einem großen Sprung mitten in den Weg zu springen. Der Bus macht eine Vollbremsung. „Sehen Sie, unser Ingenieur hat jetzt demonstriert, dass der Bus sofort reagiert und auf der Stelle bremst“, erklärt Christoph Marquardt vom Berliner Unternehmen Büro Autobus. „Der Bus erkennt das Hindernis mit Hilfe einer Sensortechnik“, erklärt der Verkehrsplaner weiter. Denn: Kein Fahrer steuert den Bus, der Bus steuert sich selbst. Ein „autonom gesteuertes Fahrzeug“, wie man es in Fachkreisen nennt.

Und das könnte bald schon die Zukunft sein, zumindest auf nicht öffentlichen Straßen abseits vom fließenden Autoverkehr, wie hier am Centro. Vom Café im Kirchenzentrum geht es bei der Testfahrt über die Brücke in Richtung Neue Mitte und wieder zurück. Premiere für den ersten fahrerlosen Bus in Deutschland. Am Vortag schon haben die Ingenieure die Strecke vermessen und jeden Poller vermerkt, damit sie der Bus zusätzlich zu den über Satellit empfangenen GPS-Signalen orten kann.

Der erste und letzte Kilometer

„Die Idee ist es, den ersten und letzten Kilometer zum Ziel und wieder zurück zu erschließen. Wie auch hier bei der Neuen Mitte: Zum Gasometer sind es 800 Meter Fußweg, und da kann der Bus aushelfen“, beschreibt Frédéric Sartou das Konzept. Er ist Mitarbeiter bei dem französischen Unternehmen Navya, das die Technologie für diese autonomen Elektrofahrzeuge entwickelt.

Autonome Mobilität sei nicht gleichbedeutend mit Individualverkehr, wie dem Google-Auto. Vielmehr sei es wichtig, das Verkehrsaufkommen zu verringern. Und genau da setzen die Initiatoren an.

Einsatz an Uni, Messen und in dünn besiedelten Gegenden

Und tatsächlich fahren die ersten autonomen Navya-Busse bereits in Frankreich auf einem Kernkraftwerksgelände. Auch in vom ÖPNV nicht bedienten Bereichen, wie beispielsweise auf Unigeländen, bei Messen oder in dünn besiedelten Gegenden soll der fahrerlose Bus in Zukunft Studenten, Besucher und Schüler befördern.

Auch der Geschäftsführer der Stoag, Werner Overkamp, sieht es als Ergänzung zum ÖPNV in Oberhausen: „Autonome Busse könnten eine Zubringerfunktion übernehmen und den ÖPNV stärken.“

Doch das ist noch Zukunftsmusik. „Wir stecken derzeit in Gesprächen mit dem Bund und dem Land“, so Marquardt, „und hoffen, auch in Deutschland die Fahrzeuge einführen zu können.“

Tempo 25 und autonomes Hupen

Bis zu 45 Stundenkilometer schnell kann der autonome Bus fahren, bei Probefahrten wie am Centro fährt er maximal mit Tempo 25. Im Bus finden 15 Personen Platz, neun auf Sitzplätzen, sechs im Stehen.

Der Bus hupt, wenn jemand im Weg steht und nicht ausweicht. Noch in diesem Jahr sollen in einer Fußgängerzone in Sitten in der Schweiz und im australischen Perth autonome Busse zum Einsatz kommen.