Oberhausen/Essen. Ein Paar glaubt, für eine geplante Hochzeitsfeier von einem Hotel wegen seiner russischen Herkunft abgelehnt worden zu sein. Das Haus bestreitet das.
Anton S. und seine Verlobte sind in Deutschland längst bestens integriert. Er arbeitet als kaufmännischer Angestellter, sie als Krankenschwester. Den wohl schönsten Tag ihres Lebens werden die beiden 27-jährigen Essener, sie kam 2002 als Spätaussiedlerin aus Kasachstan nach Deutschland, er ein Jahr früher als sogenannter Kontingent-Flüchtling aus Usbekistan, aller Voraussicht nach nicht in einem Vier-Sterne-Hotel in Oberhausen feiern. Warum, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen. Anton S. und seine Verlobte, die längst einen deutschen Pass haben, sagen, sie seien wegen ihrer Herkunft abgelehnt worden, seitens des Hotels wird das vehement bestritten.
Am Montag hat sich das Paar mit dem Hotel-Direktor getroffen, um die Hochzeitsfeier zu besprechen. Der habe die beiden von Anfang an „sehr skeptisch“ beäugt, schildert Anton S. Schließlich sei die Frage aufgeworfen worden, ob das Paar eine „russische Hochzeit“ plane. Als die beiden dies bejahten, sei ihnen gesagt worden: „So was mögen und wollen wir nicht.“ Anton S. ist nach dem Gespräch entsetzt: „So etwas Unfassbares und Unangenehmes habe ich nach fast 15 Jahren in Deutschland nicht erlebt.“
„Wir sind es gewohnt, ausländische Gäste zu bewirten“
Der Senior-Chef des Hauses stellt die Situation anders dar. An dem gewünschten Termin gebe es in dem Hotel bereits eine weitere Hochzeit. Das Paar habe sich eine große Tanzfläche gewünscht, „die wir nicht mehr bieten konnten“. Außerdem hätte es Probleme mit dem Personal-Einsatz und der Einhaltung der Arbeitszeiten gegeben bei einer möglichen Feier, die „bis in weit in die Nacht“ hätte dauern können. Das Paar habe sich außerdem gewünscht, dass Schnapsflaschen auf den Tischen aufgestellt werden. Auf die Frage, ob das üblich wäre, hätten die beiden mit „Ja“ geantwortet. Da sei für das Hotel klar gewesen: „Das werden wir nicht dulden. Wir pflegen ein gewisses Niveau.“ Das Paar sei daraufhin gegangen. Gestoßen habe man sich nicht an deren Herkunft, wohl aber an den als üblich geschilderten „Gepflogenheiten“.
Dass beide Seiten nicht miteinander ins Geschäft kamen, „hat nichts mit Rassismus zu tun“, betont der Senior-Chef: „Wir sind es gewohnt, ausländische Gäste zu bewirten.“ Engländer und Franzosen etwa habe das Haus „am laufenden Band“ zu Gast. Er räumt aber auch ein, dass es in der Vergangenheit schon einmal Probleme mit einer russischen Hochzeitsgesellschaft gab. Dabei seien auch Gläser gegen die Wände geflogen. „Es hat einfach nicht zusammengepasst“, bilanziert der Senior-Chef das Gespräch mit dem Paar.
Online-Anzeige bei der Polizei aufgegeben
Anton S. will das nicht auf sich beruhen lassen. Bei der Polizei hat er nach dem Gespräch eine Online-Anzeige aufgegeben, weil er dem Hotel-Direktor Fremdenfeindlichkeit vorwirft. Eine Polizei-Sprecherin bestätigt deren Eingang: „Wir werden prüfen, ob ein Straftatbestand vorliegt.“
Der 27-Jährige und seine Verlobte suchen derzeit nach einer alternativen Location für ihre Hochzeitsfeier. In ein bis zwei Wochen wollen sie die gefunden haben. Geheiratet wird wohl im Spätsommer. Sie planen mit 60 bis 80 Gästen. Gut möglich, dass es dabei nicht allzu leise zugeht.