Es ist vielleicht die wunderlichste Veranstaltung im Oberhausener Karneval, zumindest findet die von den vier wichtigsten schönen städtischen Töchtern Stoag, WBO, EVO und Sparkasse bezahlte Sause an einem bizarren Ort statt: In einer Halle, in der sonst die dicken Stoag-Omnibusse parken, schunkeln, tanzen und klatschen über 500 geladene Gäste zu den Tänzen farbenfroh gekleideter Närrinnen.

Genügsame Helfer haben dafür nicht nur die Busse weggefahren, den Besen geschwungen und einen Kunstrasen-Teppich ausgelegt, sondern auch noch eine Profi-Bühne aufgebaut, grün-gelbe Stoffbahnen an die Decke gehängt und die ganze sonst so eiskalte Halle feucht-warm beheizt – da kommt Stimmung auf.

Einfacher hatten es da die oberen 500 der Stadtgesellschaft: Sie mussten nur kräftig trampeln, in Sparkassen-Pfeifen pusten und so laut werden, dass ein auf der Bühne sorgsam versteckter Dezibelmesser Spitzenleistung zeigt: „Dezibelle für Kamelle“, heißt das Motto der „Schönen-Töchter“-Party – je lauter die Gäste feiern, desto mehr Bonbons werden für die Straßenumzüge in einer Woche in Osterfeld und Oberhausen-Mitte gespendet. Am Ende kamen auch durch großzügige Privatleute und Fraktionen 105 Zentner Kamelle zusammen.

Während des fünfstündigen Programms mit fetziger Musik, sportiven Mädchen-Spagaten und dicken Küsschen von Jungfrau Henriette verkündete Hauptausschuss-Präsident Ludger Decker den neuen Prinzen der nächsten Session: Mario Hochmuth von der Großen Osterfelder Karnevalsgesellschaft (GOK). Dabei scheint es für einen Unternehmer (Geschäftsführer Deko-Partner, Lagerexpress) nicht so einfach zu sein, sich der Party-Mammuttour Karneval zu unterwerfen. „Ich habe eine Woche mit mir gerungen, in der ich nicht gut geschlafen habe.“

Für Erstaunen sorgte bei Traditionalisten, dass ausgerechnet der oberste Vertreter des Oberhausener Karnevals und frühere Prinz, Ludger Decker, in der nächsten Session als Hofmarschall unter Prinz Mario dienen will. Er lässt sein hohes Amt in dieser Zeit ruhen und kann als Hofmarschall keine Karnevalssitzungen leiten oder eröffnen. Doch einen Gesamtrepräsentanten benötigt man. Da läuft wohl Vieles auf den Einen hinaus: auf Heiner Dehorn, den Ehrenpräsidenten des Hautausschusses. Doch dieser hatte bei seinem Abschied als Chef des Ganzen stets beteuert: „Ich will auf keiner Bühne mehr auftreten.“ Mal sehen.

Decker jedenfalls fühlt sich an ein Ehrenwort gebunden, dass er Hochmuth einst gab. „Wenn Du mal Prinz wirst, dann unterstütze ich Dich, habe ich Mario versprochen. Ich hoffe, Ihr habt Verständnis“, warb Decker.