Weil sie zwei jungen Frauen helfen wollten, die am 25. Juli 2015 im Nachtbus N 1 in Oberhausen von einem Mann belästigt wurden, mischten sich drei junge Männer ein. Der 30-Jährige, den sie bändigen wollten, griff mit einem Messer an und verletzte einen der Männer schwer. Seit gestern steht der Flüchtling aus dem palästinensischen Gaza-Streifen, der seit zwölf Jahren in Oberhausen lebt, wegen gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht.
Einer der Oberhausener, die Zivilcourage zeigten, landete mit einem Messerstich, der eine Niere verletzte, im Krankenhaus. Zuvor soll der Angeklagte mit dem Messergriff zugeschlagen und das sich einmischende Trio mit einer Bierflasche beworfen haben.
Im Rotlichtviertel randaliert
Bereits am 5. Mai 2014 hatte der 30-Jährige im Rotlichtviertel an der Flaßhofstraße randaliert. Er warf eine Bierflasche durch ein Fenster. Splitter verletzten eine Frau. Einen Diebstahl, bei dem er am 12. Juni im Centro eine Lederjacke stahl, gibt der Angeklagte zu. Die beiden Gewalttaten bestreitet er zwar nicht, hat aber angeblich wegen reichlichen Alkoholkonsums keine konkrete Erinnerung mehr daran.
Bei dem Diebstahl habe er seine Medikamente genommen, so der offenbar psychisch schwer gestörte Mann. Deshalb könne er sich erinnern. Ohne Beruhigungsmittel leide er an Panikattacken. „Ich traue mich dann kaum hinaus.“ Außer er trinke reichlich Alkohol, um sich für den Kontakt mit anderen Menschen, von denen er sich überwacht und bedroht fühle, Mut anzutrinken. Aus Angst vor Dämonen habe er sich dann auch regelmäßig mit einem Küchenmesser bewaffnet.
Der Angeklagte berichtete von einer traurigen Kindheit in Palästina: Sein Bruder, der in der radikalen Palästinenserorganisation Hamas diente, wurde von einer israelischen Rakete zerrissen. Er selbst hörte schon in der Grundschule ständig Stimmen im Kopf. Doch die Eltern und die Lehrer glaubten, er wolle sich nur vor der Schule drücken, und hätten ihn oft geschlagen. Statt ärztlicher Behandlung wurde der Junge zu Imamen geschleppt, die ihn mit Koranversen zu kurieren versuchten. Mit 17 Jahren flüchtete er auf abenteuerlichen Wegen nach Deutschland. Hier habe er viel Alkohol und Tabletten konsumiert.
Für das Verfahren ist ein Fortsetzungstermin am 5. Februar geplant.