Oberhausen. . Wirtschaftsbetriebe bauen in 23 Metern Tiefe neuen Durchlass fürs Abwasser. Vorläufer ist Betuwe-Megaprojekt im Weg. Stadt trägt fünf Millionen Euro

Abseits der Hauptverkehrs-Achsen läuft in Sterkrade eine Kanalgroßbaustelle auf Hochtouren, die zu den derzeit umfangreichsten der Stadt gehört: Nahe dem Sterkrader Bahnhof lassen die Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) derzeit einen neuen Düker bauen.

Ein Düker ist eine Art Durchlass oder Unterführung, mit dem Wasser ohne Pumpwerk etwa unter einer Straße oder Gleisen geleitet wird. Die Investition von knapp fünf Millionen Euro steht in direktem Zusammenhang mit der geplanten Hochleistungsgüterbahnstrecke Betuwe zwischen Oberhausen und Emmerich. Tragen muss diese Kosten laut Vertrag mit der Bahn aber die Stadt.

Arbeiten haben 2015 begonnen

Wegen der erheblichen Bautiefe von 23 Metern, des schwierigen Baugrunds und der Arbeiten bei laufendem Zugverkehr gilt das Mitte 2015 begonnene Projekt unter Fachleuten als besonders kniffelig. „Es ist wohl einmalig in der Geschichte der WBO“, sagt Klaus in der Beek, WBO-Betriebsleiter „Straßen und Kanäle“.

Weitere 2,3 Millionen Euro kalkuliert

Mit der geplanten Investition von rund fünf Millionen Euro ist die Düker-Baustelle noch nicht abgeschlossen. Sobald die rund 145 Meter Kanal Mitte dieses Jahres verlegt sind, sollen in den beiden Baugruben rechts und links der Gleise noch die notwendigen Schachtbauwerke entstehen. Auch Anschlusskanäle und ein Trockenwetterpumpwerk müssen gebaut werden.

Die Baukosten schätzt die WBO auf weitere rund 2,3 Millionen Euro (brutto).

In Oberhausen gibt es nur wenige dieser Durchlässe. Einer liegt ausgerechnet am Sterkrader Bahnhof – und dort der Bahn im Weg. Sie will im Rahmen des Betuwe-Ausbaus einen Tunnel bauen, durch den Züge nach Osterfeld abbiegen können. Der Tunnel kollidiert mit dem alten Düker – ein Ersatz soll bis Mitte 2017 her.

145 Meter Kanalrohr

145 Meter Kanalrohr sollen dafür von der Gartroper Straße bis zum Gelände des Turbinenbauers MAN Diesel & Turbo unter den Gleisen vorgetrieben werden. Rechts und links der Schienen entstehen dazu zunächst zwei gewaltige Baugruben mit Durchmessern von je mehr als 14 Metern. Um sie zu graben, hat die von der WBO beauftragte Firma Epping/Kramer ein 25,5 Meter hohes, rund 100 Tonnen schweres Großbohrgerät eingesetzt.

Schon bei dieser Arbeit sei besondere Vorsicht geboten, wie WBO-Betriebsleiter in der Beek deutlich macht. Gearbeitet wird unterhalb des Grundwasserspiegels. Damit das Wasser nicht durch die Baugruben nach oben drängt, sind entlastende Bohrungen und ein stetes Abpumpen nötig. „Die Baustelle wird ständig überwacht.“

Der unterirdisch zu verlegende Kanal setzt sich aus Stahlbetonrohren mit bis zu 30 Zentimeter dicken Wänden zusammen. Auch der Vortrieb werde genau überwacht, sagt WBO-Chefin Maria Guthoff. „Der Bahnverkehr soll ja während der Arbeiten weiter gehen.“ Mitte 2016 soll der Kanalbau abgeschlossen sein.