Oberhausen. . Zeuge entdeckte Brand am Freitagmorgen um 4.45 Uhr an der Ruhrorter Straße. Feuerwehr löschte schnell. Unterkunft noch im Bau. Staatsschutz ermittelt .
Unbekannte haben am frühen Freitagmorgen versucht, einen mit 5000 Litern Gas gefüllten Tank in Brand zu setzen, der vor dem fast fertig gestellten Flüchtlingsheim an der Ruhrorter Straße steht. Die von Zeugen informierte Feuerwehr konnte das Feuer mit einer Kübelspritze schnell löschen. Personen kamen nicht zu Schaden, das Heim wird am 1. Februar bezogen. Die Polizei geht von einem politisch motivierten Hintergrund aus, der Essener Staatsschutz ermittelt.
Mann mit Sonnenbrille
Die eingerichtete Sonderkommission konzentriert sich auf einen dunkel gekleideten, etwa 1,80 Meter großen Mann mit Sonnenbrille, den ein Zeuge um 4.45 Uhr in direkter Nähe des Tatorts sah. Als Polizei und Feuerwehr eintrafen, brannte ein unter dem Tank abgelegtes Stück Holz. Zum Anzünden hatten der oder die Täter eine Zewa-Rolle und eine kleine Dose mit Nachfüllgas benutzt. Auch wenn zu keinem Zeitpunkt eine Explosionsgefahr bestand, „die Absicht war klar“, sagte der Leiter der Oberhausener Kripo, Kriminaldirektor Uwe Mainz, in der gestern Mittag von Oberbürgermeister Daniel Schranz einberufenen Pressekonferenz.
„Die Vorgehensweise war sehr, sehr dilettantisch“, erläuterte der stellvertretende Feuerwehrchef Gerd Auschrat. Um einen solchen Gastank in Brand zu setzen oder zur Explosion zu bringen, müsste eine gewaltige Menge an Wärmeenergie aufgebracht werden. Bei Überdruck öffne sich zudem ein Sicherheitsventil, aus dem das Flüssiggas dann kontrolliert entweichen könne.
„Was an der Ruhrorter Straße geschehen ist, hat uns erschüttert und macht uns besorgt“, sagte Oberbürgermeister Schranz. Oberhausen zeichne sich durch eine überaus große Willkommenskultur und ein großartiges ehrenamtliches Engagement für Flüchtklinge aus. „Ich bin mir sicher, dass der ganz überwiegende Teil der Menschen in Oberhausen den Anschlag verurteilt. Bisher gab es nur sehr wenige solcher besorgniserregender Vorfälle in unserer Stadt.“ In dem Zusammenhang erinnerte er daran, dass ein Aufmarsch von Rechten an der Flüchtlingsunterkunft Stötzner-Schule verhindert worden sei, weil Anwohner die Polizei informierten.
Deutliche Position bezog Schranz zu einer selbsternannten Bürgerwehr (siehe Artikel unten). „Das Gewaltmonopol liegt eindeutig beim Staat und damit bei der Politik.“ Eine Bürgerwehr binde nur unnütz Polizei- und Ordnungskräfte und berge die Gefahr einer Eskalation, was niemand wollen könne.
Sicherheitsdienst wacht vor Ort
Die Stadt Oberhausen zieht aus dem Anschlag von Freitag Konsequenzen, wie Oberbürgermeister Daniel Schranz auf der Pressekonferenz gegenüber den Medienvertretern erklärte. „Alle drei noch im Bau befindlichen Flüchtlingsheime werden ab sofort von einem Sicherheitsdienst bewacht, immer in der Zeit, wenn dort keine Bauarbeiten stattfinden.“ Neben der Ruhrorter Straße mit 100 Plätzen sind das die Unterkünfte an der Kapellenstraße mit ebenfalls 100 Plätzen sowie an der Duisburger Straße mit 200 Plätzen. Zudem werde die Polizei verstärkt auch dort Streife fahren.
An den bereits belegten Heimen sind für die Nachtstunden Sicherheitsdienste vor Ort, ebenso kontrolliert dort die Polizei regelmäßig.
Alle Standorte bewerten
Ob es notwendig ist, das Sicherheitskonzept zu verändern oder weitere Maßnahmen an Flüchtlingsheimen vorzunehmen, wird die Stadtspitze in der kommenden Woche besprechen. „Wir werden alle Standorte durchgehen“, sagte Oberhausens Sozialdezernentin Elke Münich.
Oberbürgermeister Schranz appelliert dringend an alle Oberhausener Bürger, weiterhin wachsam zu sein und die Polizei zu informieren, wie es der aufmerksame Zeuge im Fall des Brandanschlags an der Ruhrorter Straße getan habe. „Das ist der beste Weg, um Schlimmes zu verhindern.“