Oberhausen. . Der Bezirk soll mit Essen fusionieren. Henrike Greven möchte dann für den Geschäftsführerposten kandidieren.
Die Gewerkschaft Verdi will sich in der Region neu aufstellen. Im Gespräch ist unter anderem eine Zusammenlegung des Bezirks Mülheim/Oberhausen (rund 14.400 Mitglieder) mit dem mehr als doppelt so großen Nachbarverband in Essen (über 30.000 Mitglieder). Sogar eine noch größere Variante, der Zusammenschluss beider mit dem Bezirk Duisburg-Niederrhein, steht zur Diskussion. „Die Gespräche sollen bis Mai laufen. Für mich ist aber jetzt schon klar, wenn es einen größeren Bezirk geben wird, kandidiere ich als Geschäftsführerin“, sagt Henrike Greven, Geschäftsführerin des hiesigen Bezirks. „Wir leisten eine gute Arbeit hier. Das zeigt sich auch an den Mitgliederzahlen. Wir haben im letzten Jahr nur 40 verloren, die meisten davon waren Sterbefälle.“
In der Verdi-Bezirksgeschäftsstelle, die in Oberhausen ihren Sitz hat, arbeiten inklusive der Mülheimer Dependance aktuell zwölf Personen. „Ich werde dafür kämpfen, dass es auch in Zukunft ein Büro vor Ort geben wird. Wir müssen in den Städten ein Gesicht haben. Der Service für unsere Mitglieder darf unter einer Umstrukturierung nicht leiden.“
Besserer Service
Serviceverbesserung sei überhaupt das erklärte Ziel der Umstrukturierung. „Es wird keine Entlassungen geben. Dazu gibt es auch eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat.“ Greven ist sichtlich darum bemüht, die Lage zu deeskalieren. Sie will nicht, dass Unruhe unter den Mitgliedern entsteht. Es verwundert allerdings nicht, dass das Argument, mit Umstrukturierung für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen sorgen zu wollen, gerade bei Gewerkschaftern auf Skepsis stößt. Zu oft haben Arbeitnehmervertreter schon erfahren müssen, dass dieses Argument sich schließlich als Teil einer Verschleierungstaktik entpuppt hat. Doch Greven betont, dass hier tatsächlich keine Befürchtungen bestehen müssten und beschwört noch einmal die Schlagkraft der Organisation, die sich bei den Streiks im vergangenen Jahr wieder bestätigt hätte.
Verständnis für Mülheimer
Grevens Kollege aus Essen, Lothar Grüll, argumentiert ganz ähnlich. Auch er plädiert dafür, dass auf jeden Fall die Gewerkschaft in den einzelnen Städten vertreten sein müsse: „In Mülheim gibt es ein andere Mentalität als in Oberhausen. Und auch in Essen ist es wieder anders. Diese individuellen Unterschiede müssen wir berücksichtigen. Wenn es innerhalb der Organisation einem Teil schlecht geht, ist das für alle schlecht.“ Danach muss Mülheim/Oberhausen also nicht befürchten, von dem größeren Essener Bezirk in der Diskussion dominiert zu werden.
Und auch im Hinblick auf die Bereitschaft Henrike Grevens (50), für die Geschäftsführer-Position zu kandidieren, zeigt Grüll Verständnis: „Sie leistet eine sehr gute Arbeit.“ Letztlich sei dann so eine Kandidatur nur konsequent. Doch es gibt auch Zwischentöne bei ihm: „Zunächst wollen wir die sachlichen Fragen diskutieren, bevor es um die personellen Konstellationen geht.“
Zu seiner eigenen Zukunft will er sich nicht äußern. Grüll, jetzt 64 Jahre alt, ist bis 2019 als Geschäftsführer für seinen Bezirk gewählt. „Ob ich in den Ruhestand gehe oder nicht, das ist jetzt unwesentlich.“ Er will sich auf die Sachdiskussion konzentrieren. Dazu gehört für ihn auch der Austausch mit den Kollegen in anderen Gewerkschaften. „Ich habe hier gerade den 1. Bevollmächtigten der IG Metall bei mir sitzen“, erklärt er am Telefon. Die Metaller haben bereits eine Kooperation hinter sich, hier bilden Mülheim, Essen und Oberhausen schon einen Bezirk. „Von den Erfahrungen, die da gemacht worden sind, können wir jetzt profitieren.“ Bei der IG Metall stammt der 1. Bevollmächtigte, also das Pendant zum Bezirks-Geschäftsführer bei Verdi, mit Volker Becker-Nühlen übrigens aus Mülheim.